Wie unterschiedlich die Interpretation eines erreichten Punktes doch sein kann. Die Fans der Mannschaft, die mit vier Punkten Abstand hinter uns steht, freuten sich, applaudierten und sangen. Tja, und dann gibt es immernoch uns. Sechs Spieltage vor dem Ende, ohne erkennbare Ambitionen, am misswilligen Zustand der drohenden Relegation oder Schlimmerem, noch die Kurve zu bekommen. Die Hoffnung schwindet allenortes, vom “Wir schaffen das gemeinsam” nicht die Spur. Verzweiflung, Lähmung, Gleichgültigkeit. Auf der naiven Suche nach einem Funken, der das Feuer neu entflammen kann, der aber vermutlich nicht kommen wird.
Meine bessere Hälfte hat bisweilen einen seltsamen Sinn für Humor. Vor uns lag noch ein gutes Stück A6, die Sonne ging gerade auf und er legte ein ganz besonderes Lied auf. Aus den Lautsprechern dröhnte “Schade, Scheiße, wie kann das passieren? Wie konnten wir gegen so was verlieren?” Auf dem Weg nach Nürnberg, wo alles andere als ein Sieg einem vorzeitigen Abstieg gefühlt gleichgekommen wäre, fand ich das nur bedingt lustig. Eine gewisse Anspannung konnte ich nicht verbergen, ohne Zweifel war diese Partie enorm wichtig, um sich noch ein Stück Resthoffnung für diese Saison bewahren zu können. Siegen oder Fliegen. Kämpfen oder Gehen. Tod oder Gladiolen. Wie auch immer man es zu nennen vermochte – es stand viel auf dem Spiel.
Es gibt so viele wunderbare Worte auf dieser Welt. Dennoch fällt es schwer, die richtigen zu finden, sie als Zeichen einer angemessenen Würdigung sinnvoll aneinander zu reihen und sie an euch da draußen, die das Auswärtsspiel in Nürnberg zum Heimspiel gemacht haben, weiterzugeben. Worte der Leidenschaft, der Begeisterung, die dafür geschaffen sind, für solche Momente genutzt zu werden und die jeden einzelnen mit Gänsehaut erfüllen. Lange suche ich nach diesen Worten, die des Spielberichts würdig sind. Tage wie diese vergisst man wahrscheinlich nie. Das weiß jeder, der bis zu einer halben Stunde nach Abpfiff noch im Gästeblock stand und sich die Seele aus dem Leib gesungen hatte.
“Komm schon, Mädchen, du hast schon Schlimmeres durchgestanden als das hier” sprach meine innere Stimme zu mir, und so presste ich meine Lippen zusammen, vergrub sie in meinem Schal und versuchte zu ignorieren, dass von meinen Füßen die Kälte nach oben stieg. Es gab schon Schlimmeres. Wer erinnert sich nicht auch an jenes Heimspiel gegen Hoffenheim vor gut sieben Jahren, als man bei -17 Grad in der Kurve stand und allenfalls das Spiel für warme Gemüter sorgte.
Das wars. Nach einer derart blutleeren Vorstellung wie am Mittwochabend im Frankenland, dürften selbst die letzten Optimisten ihre Hoffnung verloren haben. Im Ländle geht die Angst um, in den Augen der VfB-Fans steht geschrieben: “Das wars”. Wo wollen wir die Punkte denn noch holen? So richtig weiß ich nicht, was ich sagen soll. Deswegen werde ich mich heute kurzfassen. Arbeitsverweigerung trifft es am ehesten, wenn es darum geht, die Leistung der Mannschaft zu beschreiben.Und das mitten im Abstiegskampf. Fast so, als wäre es ihnen völlig egal. Es hätte so ein schöner Tag in Franken sein können. Wir gönnten uns einen freien Tag und freuten uns regelrecht darauf, denn ein weiterer Sieg in Nürnberg, nur wenige Tage nach dem Befreiungsschlag gegen Hamburg, wäre Gold wert und würde weiteres Selbstvertrauen für die restlichen ausstehenden Spiele geben, die alles andere als einfach werden. Stunden später war das alles wieder hinfällig und wir fuhren…
So ein nettes 4:0 wäre doch auch mal wieder schön gewesen, mein Tipp für die Flutlichtpartie gegen Nürnberg lautete “Klarer Sieg!”. Trotz des Remis in Hamburg war ich optimistisch (ausgerechnet ich!) und freute mich darauf, dass die Jungs wieder einmal etwas für die Tordifferenz tun würden. Als Kanonenfutter mussten die ungeliebten Franken herhalten, kriselnd und schwächelnd, jedoch mit einem neuen Trainer, der wenige Tage zuvor offiziell bekannt gegeben wurde. Macht uns der Niederländer Gertjan Verbeek doch noch einen Strich durch die Rechnung? Nein, tat er nicht. Denn geschlagen haben wir uns am Freitagabend definitiv selbst. Die Zahl der hochprozentigen Torchancen machte einen geradezu schwindelig, im Minutentakt rollte die Angriffswelle auf den zu, der wohl einer der unbeliebtesten Spieler im VfB-Trikot gewesen war. Wie sagt man doch aber so schön: “Zuerst hatten wir kein Glück, und dann kam auch noch Pech dazu”. Das eigene Unvermögen, gepaart mit Raphael Schäfer, dem Schiedsrichter…
Hin und wieder muss manchmal der eine oder andere Spielbericht ein paar Tage liegen bleiben. Vor einer Woche traf der VfB im heimischen Neckarstadion auf die Franken aus Nürnberg. Schon am Samstag Vormittag wachte ich mit Halsschmerzen auf, was als “Hoffentlich wirds schon nicht so schlimm” begann, wurde abends schlimmer und mündete in einer Grippe, die mich erst einmal für ein paar Tage ausknockte. Zurück geblieben vom Spiel gegen die Nürnberger ist die Unbefriedigung, aus zahlreichen Chancen machte der VfB nicht genug, um als Sieger vom Platz zu gehen. Keine 48 Stunden war es her, dass der VfB mit 2.000 frenetischen Fans auf belgischem Boden feierte, der Sieg in Genk brachte uns ins Viertelfinale des Europapokals und sorgte hoffentlich für den richtigen Schwung, der unvermindert in die Bundesliga mitgenommen werden sollte. Ich war optimistisch gestimmt, wähnten wir uns doch schon langsam auf dem Weg der Besserung. Vor dem Stadion wieder…
Hose: nass. Haare: nass. Pulli: nass. 3 Punkte: in trockenen Tüchern. Ein “Dankeschön” an den betrunkenen Fan, der meinte, mehrere volle bis halbvolle Bierbecher über die Luftlinie im Umkreis von 2 Metern verteilen zu müssen. Der Ausflug nach Nürnberg hat unheimlich gut getan, trotz der unfreiwilligen Bierduschen. Das Adrenalin hat sich gelegt. Geblieben ist die Freude über den ersten Sieg der Saison, endlich, wer hätte gedacht dass es bis zum 6. Spieltag dauern würde. Es waren wahrhaftig keine einfachen Wochen für unseren geliebten VfB, der mehr als schwerlich in Tritt kam, oder vielmehr: der bishar gar nicht in Tritt kam. Die Geduld der Fans wurde schon früh auf eine harte Belastungsprobe gestellt, der eigene Verein im Tabellenkeller, man war mit der Gesamtsituation mehr als unzufrieden. Und dennoch: fast 4.000 Unentwegte machten sich am Samstag auf den Weg ins Frankenland. Ich war bisher erst ein mal in Nürnberg, vor so ziemlich…
Mit einem gewissen Maß an Respekt, gemischt mich Vorfreude und innerer Unruhe lag vor unserer Nase jenes Heimspiel, das naturgemäß in jeder Saison eines der schwierigsten und unangenehmsten ist. Gegen Nürnberg hat der VfB nicht immer gut ausgesehen \” einen Sieg gegen die Franken hatte ich zu diesem Zeitpunkt noch nie live im Stadion gesehen. Doch es gibt für alles ein erstes Mal, nicht wahr? Ähnlich wie im letzten Jahr wurde es bereits in der Zeit vor Ostern ordentlich warm und bescherte uns zum Heimspiel ein traumhaft sonniges Wetter. Es sollte mein vorerst letztes fest eingeplantes Spiel außerhalb der Cannstatter Kurve werden. Meinem Knie ging es schon wieder ganz gut, doch war es aktuell noch zu früh, um etwas zu überstürzen. Die letzte Partie vor meiner Rückkehr sahen wir auch dieses 3. Mal von der Haupttribüne aus, im Block 13, nahe der Cannstatter Kurve, unmittelbar bei der Eckfahne. Toller Blick…
Krrrrzz. Krrrrzz. Krrrrzz. Die Auswärtsfahrt nach Nürnberg begann mit Eiskratzen. Wenige Wochen ist es her, da konnte man im fast noch kurzärmlig ins Stadion, schönster Altweibersommer. Nun stand ich da, dick eingemummelt und machte mich nützlich beim Eiskratzen des T5-Transporters, der uns 6 Brustringträger nach Franken bringen sollte. “Die erste Winterfahrt der Saison” meinte Gerd. Leider wurde es nicht nennenswert wärmer. Mit einem Umweg über Schwäbisch Gmünd war unsere Reisetruppe komplett und machte sich am frühen Vormittag auf den Weg Richtung Nürnberg \” ohne Pause, ohne Stau und ohne Zweifel. Fast jedenfalls, der VfB ist grade richtig gut drauf, besser als man erwartet hätte. Grund genug also, optimistisch zu sein. Da aber kein Spiel ist wie das andere und man nur allzu oft eines Besseren belehrt wurde, wenn ein Sieg schon eingefahren schien bevor das Spiel überhaupt angepfiffen wurde, ist wie immer Vorsicht geboten. Vor Ort machten wir Bekanntschaft mit…
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