„Okay, das wars jetzt“ murmelte ich in mein Halstuch hinein. Mit Marcin Kaminski verließen meine Hoffnungen das Spielfeld, die Mannschaft am Ende ein weiteres Mal feiern zu können. Das letzte Mal, als ich das schon zur Halbzeitpause sagen musste, gerieten wir in Dresden komplett unter die Räder. Das ist nun 134 Tage her. Der Nackenschlag nach dem euphorischen Heimsieg gegen Fürth landeten wir unsanft auf dem Boden der Tatsachen. Wie soll der Aufstieg denn gelingen, wenn man sich noch nicht einmal gegen einen Aufsteiger behaupten kann? Nach 19 Wochen bin ich umso zuversichtlicher – was nicht bedeuten soll, ich wäre mir schon sicher.
Ihr alle, die ihr da draußen seid und diese Zeilen lest. Ihr alle, die ihr dem Brustring gewogen seid und euer Herz für diesen Verein gegeben habt. Ihr alle, die ihr mit mir in der Kurve gestanden seid und genau wisst, wie ich empfinde. In diesen Tagen eint uns alle das gleiche Gefühl: jene schmale Gradwanderung zwischen hoffnungsvoller Euphorie und vorsichtiger Skepsis, diese bizarre Mischung, Hoffnung geschöpft zu haben, obwohl man das nicht wollte.
Nass wie ein begossener Pudel. Als wir des Nachts heimkehrten, erinnerte mein Anblick an den VfB selbst, wie er zwischenzeitlich auf dem neu ausgelegten Rollrasen stand. Eine gefühlte Ewigkeit später war ich endlich aus den nassen Klamotten heraus. Stiefel, Socken, Jeans, zwei Pullis und meine Thermo-Strumpfhose, alles wurde lustlos in der Wohnung verteilt. Eine kleine Last fiel von mir ab, selbst wenn in einigen Wochen niemand mehr danach fragen würde, wie das Viertelfinale erreicht wurde.
Noch nie habe ich so viel Ratlosigkeit und Verzweiflung und den Gesichtern der Cannstatter Kurve gesehen. Keiner weiß, wie es weitergehen soll. Antworten gibt es nicht. Durchhalteparolen, jede Woche aufs Neue. Im Fanblock schlägt man sich schon gegenseitig die Köpfe ein, mehrere Raufereien untereinander. Die Stimmung am Neckar ist gekippt. Und forderte am Sonntag das erwartete Bauernopfer. Thomas Schneider kann einem wirklich leid tun. Wut, Frust und Enttäuschung, wohin man auch schaut. Anderthalb Stunden nach Abpfiff standen wir noch in der Cannstatter Kurve, fassungslose Blicke, frustriertes Pfeifen. Der Verein steht am Abgrund, jeder fürchtet um den Abstieg, doch keiner kann sagen, wie man ihn verhindern kann. Ein weiteres Mal kosteten uns die letzten zehn Minuten die Punkte, 2014 kommen wir somit bereits auf neun verschenkte Zähler, die am Ende so wichtig sein könnten. Fahrlässig, dämlich, unglücklich, in diesem mehr als grausamen Kalenderjahr war schon jede denkbare Erniedrigung dabei. Häme und…
Montag morgen, der Wecker klingelte um 8:30 Uhr in der Früh. “Oh Gott, nein…” stöhnte ich und arbeitete mich langsam von der Matratze herunter auf den birkefarbenen Laminatfußboden in unserer Cannstatter Wohnung. So müde war ich schon ewig nicht mehr. Warum habe ich mich überhaupt hingelegt? Erst anderthalb Stunden zuvor hatte ich mich ins Bett gelegt. Um 6:50 Uhr waren wir nach unserer Auswärtsfahrt nach Braunschweig wieder daheim \” das Protokoll einer Horrorfahrt, die auf jedem Fall in Erinnerung bleiben wird. Dabei waren wir froh, überhaupt nach Braunschweig zu kommen. Schworen wir uns noch im Falle des Auswärtsspiels in Berlin, dass wir künftig unsere Planungen rechtzeitig unter Dach und Fach haben, passierte es gegen den Aufsteiger erneut: “Wie kommen wir jetzt eigentlich hin?”. Die übliche Fahrgemeinschaft würde es aufgrund der Ansetzung am späten Sonntag Nachmittag nicht geben, auf die Rückmeldung eines gemeinsamen Freundes wartete man am Freitag Abend vergeblich. “Niemals…
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