Es sieht finster aus. Mit einer Tasse Tee in der Hand schiebe ich die Gardine in unserem Wohnzimmer zur Seite, und sehe, dass da draußen gefühlt die Welt untergeht. Extrem starker Regen, der den Trottwar schon zu einem reißenden Fluss gemacht hat, Blätter, Zweige und kleinere Äste liegen auf der Straße, panische Menschen rennen die Straße entlang, um sich in Sicherheit zu bringen. Was für eine wunderbare Inspiration für einen – wenn auch sehr kurzen – Spielbericht zur Partie gegen Düsseldorf. Willkommen in den stürmischen Zeiten. Mal wieder.
Ganz genau hatte ich es vor Augen. Wenige Sekunden würde die Nachspielzeit noch laufen, da schiebt Nils Petersen die Kugel über die Linie, nachdem man den Ball einfach nicht wegbekam. Das Schwarzwaldstadion eskaliert, der SC gewinnt mit 4:3 nach 90+4 Minuten. Ich hatte es kommen sehen. Ich bin froh, dass es nicht eingetreten ist. Aber bin ich auch froh, dass man zumindest mit einem Punkt wieder heimfahren konnte? Nein, auch das nicht. Ein seltsames Gefühl, dass es einem so schwer macht, darüber zu schreiben.
Drei Spiele. Null Punkte. Sechs Gegentore. Der Saisonauftakt des VfB Stuttgart hat schon einmal wahrlich rosiger ausgesehen – und das trotz erfahrungsgemäß schlechterer Hinrunde. Statt der großen, viel beschworenen Euphorie ist die graue Tristesse in Bad Cannstatt eingekehrt. Ein überdurchschnittlich guter Kader (zumindest für unsere Verhältnisse), ein loyales und leidenschaftliches Umfeld und die Gewissheit, dass man zu größerem imstande ist als Abstiegskampf. Nur drei Wochen später ist nichts mehr davon übrig. Stattdessen Frust, Enttäuschung und das Gefühl, dass es interne Unstimmigkeiten gibt und der Trainer nicht zu wissen scheint, was er mit diesem Team anstellen soll. Früher war alles besser. In der Rückrunde.
Eigentlich hätte ich innerlich kochen müssen. Eigentlich hätte ich mich auf der gesamten Zugfahrt über die Unfähigkeit dieser Mannschaft ärgern müssen. Eigentlich hätte ich schon jetzt den Verlauf der kompletten Saison zur Gänze abschreiben sollen. Stattdessen saß ich entspannt auf meinem Sitzplatz im Regionalzug, schaute den an meinem Auge vorbeirauschenden Einfamilienhäusern und Wäldern nach und ließ einen Gedanken zu, von dessen Exitenz ich noch vor einigen Monaten nichts wissen wollte: Das Gefühl, dass der Tag doch im Grunde gar nicht so schlecht war. Eigentlich. Und das trotz der Niederlage.
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