
Es gibt so viele wunderbare Worte auf dieser Welt. Dennoch fällt es schwer, die richtigen zu finden, sie als Zeichen einer angemessenen Würdigung sinnvoll aneinander zu reihen und sie an euch da draußen, die das Auswärtsspiel in Nürnberg zum Heimspiel gemacht haben, weiterzugeben. Worte der Leidenschaft, der Begeisterung, die dafür geschaffen sind, für solche Momente genutzt zu werden und die jeden einzelnen mit Gänsehaut erfüllen. Lange suche ich nach diesen Worten, die des Spielberichts würdig sind. Tage wie diese vergisst man wahrscheinlich nie. Das weiß jeder, der bis zu einer halben Stunde nach Abpfiff noch im Gästeblock stand und sich die Seele aus dem Leib gesungen hatte.

So viel gibt es zu erzählen und doch weiß ich nicht, wo ich anfangen soll. Minutenlang sitze ich vor dem leeren Dokument an meinem Rechner, während mir tausende Gedanken durch den Kopf schießen. Über 48 Stunden ist es her, seit wir sie mit brachialem Applaus in die Kabinen schickten und doch zehre ich noch heute von all den Emotionen, die wir an diesem Montagabend im Neckarstadion erleben durften. Ich könnte euch viel erzählen, wie der VfB ein Zweitligaspiel gegen Union Berlin gewann, aber wie will man das verstehen, wenn man es nicht fühlen kann.

Alles tat mir furchtbar weh. Die Füße schmerzten, das Wasser staute sich in meinen Waden, um die Nieren war ich unterkühlt, der Hals kratzte und meine Stimme, die ich erst vor gefühlt wenigen Tagen zurück erlangte, drohte wieder wegzubrechen. Es war still geworden. Leise öffnete ich das Fenster, warf einen Blick nach draußen auf die nassen Pflastersteine als mir der kalte Wind ins Gesicht wehte. Ich schloss das Fenster wiegte, schaltete das Licht aus und atmete nochmal tief durch, bevor ich meine Augen schloss. Mein Puls hatte sich wieder beruhigt. Zwei Stunden zuvor war daran nicht zu denken.

Mit letzter Kraft schleppte ich mich ins Wohnzimmer, ließ meinen müden Körper auf die Couch plumpsen, legte die Beine hoch und nahm einen ersten Schluck aus der Bierflasche. Einmal tief durchatmen. Es war geschafft. Ein seliges Lächeln huschte über meine Lippen, während mein von der Sonne gezeichnetes Gesicht spannte und sich das Blut in den angeschwollenen Waden nur langsam zurückzog. Vollkommen fertig, aber für einen Moment glücklich und entspannt. Es ist spät geworden, der Tag hat seine Spuren hinterlassen. Und doch genoss ich des Abends noch dieses eine wunderbare Gefühl, nahm noch einen Schluck und seufzte zufrieden, ohne dass mich jemand hören konnte: “Derbysieger”.
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