Es gibt Tage, die treten genauso ein, wie man es erwartet hatte. Und es gibt jene Tage, die ganz anders verlaufen. Die dafür sorgen, dass du dir erstaunt die Augen reibst und dich fragst, ob du gerade träumst oder wach bist. Solche, denen du es am Anfang nicht ansiehst und die dennoch eben jene Momente enthalten, die dich glücklich und zufrieden machen. Zumindest fürs erste. “Schießbude Wiese” hallte es durchs nicht komplett ausgefüllte Neckarstadion. Der Regen sorgte für tristes Wetter an diesem grauen Sonntag Nachmittag. Wer nicht im Trockenen stand, den störte das nicht. Mein guter Freund Franz, gebürtiger Crailsheimer und seit 6 Jahren in Leipzig zu Hause, fand treffende Worte für das Spiel gegen Werder Bremen: “Der Patient springt unerwartet von der Bahre” – welch geflügelte und doch wahre Worte. Stunden zuvor. Von frühs bis nachmittags ging ich dem nach, was ich seit Wochen und Monaten tu: die Einrichtung…
Vielleicht ist an dieser alten Redewendung wirklich etwas dran. Wo meine Enttäuschung über die von mir selbst zerbrochene Glasscheibe meiner Lieblings-Vitrine fürs Wohnzimmer vor dem Spiel noch unsäglich groß war, wich sie einige Stunden später einem wohligen Gefühl des Glücks und der Erleichterung. Es war ein hartes Stück Arbeit, bis wir den zweiten lang ersehnten Sieg in der Bundesliga feiern konnten. Doch dafür taten wir das umso ausgelassener. Es waren drei Punkte die sich wie Balsam anfühlten auf die geschundene Seele eines VfB-Fans. Auf dem Weg zum Stadion, den ich ja nun zu Fuß antreten kann, regnete es – und das ist nie ein gutes Zeichen, bei der bitteren Heimpleite gegen Leverkusen schüttete es wie aus Eimern. Wenige Tage zuvor war ich gegen Getafe erst kurz vor Anpfiff am Platz gewesen, waren wir diesmal sehr früh aufgebrochen. Ute33 Jahre, gebürtig aus Leipzig, seit 2010 wohnhaft in Stuttgart – Bad Cannstatt….
Ein Schelm, wer Hoffnung in sich trägt. Vor gar nicht allzu langer Zeit sangen wir in der Kurve “Der VfB ist wieder da” – um wenige Wochen später erneut die rote Laterne zu übernehmen. Ernüchternde Zeiten für jeden stolzen Brustringträger. Statt Erfolgserlebnisse und Stabilität gibts nur den letzten Tabellenplatz und die nächste Trainerentlassung. Quo vadis, VfB? Anders als mein überaus geschätzter Blogger-Kollege Marcel vom Brusting-Blog werde ich darauf verzichten, die kürzliche Entlassung von Christian Gross groß zu kommentieren. Wenn es nach mir gegangen wäre, hätte der Vorstand gefeuert werden müss, nicht der Trainer, der zweifelsohne gute Arbeit leistete in seinen 10 Monaten Amtszeit. Aber nach mir gehts ja leider nicht. Doch Augen nach vorne, in der Bundesliga wieder nach oben kommen und in der Europa League die Tabellenführung verteidigen, das galt auch für das Spiel gegen Getafe. Aufgrund anderweitiger Prioritäten fasse ich mich diesmal leider kürzer als sonst. Als Neu-Cannstatterin…
Ein Satz, der einem das Blut in den Adern gefrieren lässt. Worte, die einen für einen Moment erstarren lassen. Silben, die einem einen Schlag in Gesicht verpassen, der von Mal zu Mal schmerzhafter wird. “Tor für die Gäste” haben wir in diesen Wochen schon zu oft gehört. Es ist kühl geworden im schönen Cannstatt. Der Herbst kommt und bringt die Tristesse gleich mit. Nicht zu wissen, wie es weitergehen soll, macht die Situation auch nicht gerade einfacher. Besonders große Lust, ausufernde Spielberichte zu haarsträubenden Niederlagen zu schreiben, ist mir schon längst abhanden gekommen. Es ist kräftezehrend, das selbe Szenario Woche für Woche zu durchleben. Die Tatsache, dass der VfB mit dem schlechtesten Saisonstart seit 36 Jahren noch nicht mal so schlecht ist wie in der Saison 1974/1975, in der sie schließlich abgestiegen sind, tröstet einen auch nicht, im Gegenteil. Es war mein erstes Umzugswochenende. Von Freitag Nachmittag bis Samstag Nacht…
“Wenn es am Ende der Saison um alles geht, ist es dir dann letztendlich auch egal, wie du die Punkte einfährst. Ob euphorisch mit begeisterndem Fußball, oder dreckig und glücklich. […] Tage wie diese sind für mich die wahre Sonnenseite des Lebens.” – das ist genau 161 her. Einst, als unsere weiß-rote VfB-Welt noch in Ordnung war, gewann der VfB das Heimspiel gegen Leverkusen im April 2010 mit 2:1 (0:1). Lang ists her. Einst waren es sonnige Tage fürs sonnige Gemüt. Heutige Realität: Land unter, in Stuttgart und beim VfB. Wie ich diesen Bericht beginnen soll, weiß ich nicht. Es war ein Tag zum Vergessen. Wut, Enttäschung, Frust, Depression, Unbehagen, Angst, Ärger, Aggression, Niedergeschlagenheit, Trauer, Unglück, Emoionslosigkeit, Zorn, Empörung, Verstörung. Sucht euch euer Lieblingswort und den Begriffen aus, die derzeit das Geschehen um den Verein mit dem Brustring prägen. Das kurze, wenn auch helle Strohfeuer gegen Gladbach zündelte nicht lang…
“Der VfB, der VfB, der VfB ist wieder da!” – selten klangen diese Worte so wunderschön in meinen Ohren als am Samstag Nachmittag. Um etwa halb 6 war es überstanden, die Schießbude aus Gladbach wurde von der Angst weiterer Gegentreffer erlöst und die Party in der Untertürkheimer Kurve, die bereits um 15:32 Uhr begonnen hatte, ging nahtlos weiter. Spiele wie diese zu beschreiben, erfüllt mich mit ganz besonders viel Freude. Am Donnerstag, als der VfB im ersten Gruppenspiel der Europa League gegen Young Boys Bern mit 3:0 gewann, hoffte jeder, es sei nun endlich der Knoten geplatzt, der VfB war ja doch noch in der Lage, ein Spiel zu gewinnen. Nur 41 Stunden später das nächste Bundesliga-Spiel, ob das gut geht? Es gab keinerlei Grund zur Sorge, kaum war das Spiel angepfiffen durften wir nach nur wenigen Sekunden jubeln, das 1:0 in der 2. Minute, na das nenne ich mal…
Müde, erschöpft, aber glücklich. Fazit eines Spiels, von dem ich sehr viel weniger erwartet hatte, als mir am gestrigen Donnerstag Abend im Neckarstadion geboten wurde. “Wer seid ihr und was habt ihr mit unserer Mannschaft gemacht?” – als wären es andere Spieler gewesen, die zum ersten Europa League Spiel der Gruppenphase gegen die Young Boys aus dem schweizerischen Bern angetreten sind. Sie waren es tatsächlich; und sie ließen uns nach vielen Wochen des Frustes und der Enttäuschung ein Glücksgefühl erleben, das uns allen ein Stück Hoffnung zurückschenkte. Vorbei sind die Zeiten, als ich unter der Woche den halben Tag in Leipzig noch gearbeitet hatte und dann entweder in den Zug oder ins Auto stieg, um die internationalen Spiele meiner Mannschaft mit dem roten Brustring zu sehen. Heutzutage wird in Sindelfingen geschafft, Urlaub für Heimspiele unter der Woche ist nun nicht mehr nötig. Von der Arbeit schon recht geschafft, und dennoch…
An dieser Stelle würde jetzt mein Spielbericht zur Partie gegen Borussia Dortmund stehen, ein “paar” Worte, wie der VfB gespielt hat. Da er sich jedoch entschieden hat, nicht aktiv an der Partie teilzunehmen, kann ich auch nichts darüber schreiben. Stattdessen berichte ich lieber über den Tag vor und nach dem Spiel, das erscheint mir im Angesicht des Frustes die wesentlich bessere Beschäftigung. Traditionell zu jedem ersten Heimspiel der Saison findet seit 2006 die Karawane Cannstatt zwischen dem Daimlerplatz und dem Neckarstadion statt. Fröstelnd und mit dem Risiko des kommenden Regens traf man sich am frühen Nachmittag an der Aral-Tankstelle, viele waren schon da, viele kamen nach, Punkt 15 Uhr war Abmarsch in Richtung Stadion. Singend und Fahnen schwenkend ging die Karawane ihren Weg – in Rekordgeschwindigkeit, fast 3 Mal so schnell wie im Jahr zuvor. Somit war man schneller am Stadion als einem lieb war. Es war alles ein wenig…
Um 10 Jahre gealtert sitze ich nun hier, nachdem ich halbwegs das verdaut habe, was 36 Stunden hinter mir liegt. Ein Abend, der an Spannung und Nervenzerren lange nicht mehr da war. Um nicht zu sagen: “Das ist typisch der VfB”, so ist es doch genau das, was zu Beginn der Saison zu erwarten war. Vielleicht nicht ganz so heftig und nervenaufreibend, doch verwundern sollte es einen nun wirklich nicht. In einer Zeit, die ohnehin hektisch und chaotisch ist, in der sich so viele Dinge in meinem Leben einschneidend verändert haben, so ist eine wichtige Konstante geblieben: mein geliebtes Neckarstadion. Am Donnerstag Abend war ich nicht kaputter, als wenn ich gerade 5 Stunden Autobahn hinter mir hätte, doch das Gefühl, zum ersten Mal direkt nach Feierabend ins Stadion zu gehen, war einfach toll und ließ mich den anstrengenden Arbeitstag vergessen. Nach einem knappen 0:1-Sieg auswärts in der slowkischen Hauptstadt Bratislava…
Nass, kalt und unerfreulich begann die neue Saison 2010/2011 mit einem Grottenkick, wie ihn der VfB nur zu Saisonbeginn abliefern kann. Fast schon obligatorisch, möchte man meinen. Das Rückspiel in der Europa League Qualifikation gegen den norwegischen Nobody Molde FK wurde zur Nervenprobe, die wir – wie ich hoffte – schon nach dem Hinspiel (2;3) hinter uns gedacht hatten. An jenem Donnerstag Abend zog es uns nach langer Abstinzenz das erste Mal seit dem emotionalen Abschied von unserer Kurve ins geliebte Neckarstadion. Es wurde einer dieser Abende, an dem man in Frage stellt, ob es nicht besser für Nerven und Gesundheit gewesen wär, das Spiel im Regen nicht im Stadion zu verfolgen. Der Sommer 2010 ist schon eigenartig, zuerst brauchte er ewig lange, um in Fahrt zu kommen. Dann kam er, aber richtig brutal, nur um zwischendrin immer wieder Phasen mit Regen, Sturm und Gewitter zu haben, die uns schier…
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