Lange hatte ich darauf hingefiebert, in Frankfurt war es schließlich so weit: Zweihundert Fußballspiele lagen hinter mir. Zwei Spiele bin ich bereits schon drüber, zwischenzeitlich sah ich noch das Länderspiel gegen Chile sowie das Heimspiel gegen Braunschweig. Vieles ist hängen geblieben aus den letzten sieben Jahren, seit ich das erste Mal ein Stadion betrat. Keines hat mich so in den Bann gezogen wie mein heimisches Neckarstadion. Ein Blick zurück auf tolle Heimsiege, denkwürdige Auswärtsspiele, Länderspiele, Champions League und Europa League.


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Platz 10:

Bundesliga, 23. Spieltag
1. FC Köln – VfB Stuttgart (1:5)
20.02.2010

Kaum ein anderes Spiel ist mir mehr in Erinnerung geblieben, wenn es um die Umstände geht, unter denen jede normaler Mensch ein Auswärtsspiel sausen lassen würde. Dass ich einigermaßen unversehrt aus Köln zurück gekehrt war, grenzt an ein kleines Wunder. Akute Bronchitis. Gut eine Woche zuvor fing ich sie mir ein, als ich am Tag nach einem verlorenen Heimspiel gegen Hamburg das Trainingsgelände aufsuchte. Der Husten kam schnell, doch ließ ich von meinem Vorhaben nicht ab. Ein fantastischer Tag inmitten tausender Fans endete mit einem tollen 1:5-Auswärtssieg. Ein Spiel, was nachhaltig geprägt hat: wenn Fußball geht, geht alles andere auch. Wer mit akuter Bronchitis auswärts fahren kann, kann auch mit einer Erkältung ins Büro kommen.
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Platz 9:

Europa League, Gruppenphase
FC Kopenhagen – VfB Stuttgart (0:2)
08.11.2012

Rückwirkend betrachtet hatten wir großes Glück, die weite Reise nicht völlig für umsonst gemacht zu haben. Wäre auch nur eine einzige Leuchtrakete mehr aus dem Gästeblock heraus aufs Spielfeld geflogen, wäre die Partie (zu dieser Zeit in der ersten Halbzeit beim Stand von 0:0) vermutlich abgebrochen worden. Abgesehen von diesen durchaus hitzigen Minuten war es eine sensationelle Fahrt, die von zwei ganz besonderes Busfahrern so unvergesslich gemacht wurde. Mit zwei Freunden waren wir im Bus unterwegs, haben uns Kopenhagen angesehen, gut gegessen und wahrten mit einem 0:2-Auswärtssieg die Chancen aufs Weiterkommen in die K.O.-Phase der Europa League.
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Platz 8:

Bundesliga, 4. Spieltag
VfB Stuttgart – TSG 1899 Hoffenheim (6:2)
01.09.2013

Selten genoss ich einen Tag so sehr wie diesen. Mit Freudentränen in den Augen schrieb ich kurze Zeit später meinen Spielbericht, über 5.700 Wörter über eine Partie, die ein wohliges Glücksgefühl hinterließ. Nach drei verlorenen Spieltagen kostete es Bruno Labbadia bereits früh in der Saison den Job, Thomas Schneider aus der eigenen Jugendabteilung übernahm mit einem Lächeln. Obwohl wir drei Tage nach seinem Amtsantritt gegen Rijeka aus der Europa League ausschieden, so war sein erstes Heimspiel in der Bundesliga umso sensationeller. Es war mehr als nur ein 6:2, es fühlte sich an wie ein Neuanfang. Alexandru Maxim war der Mann des Spiels, es folgten weitere Wochen, in denen sich der VfB den Ruf als “Unbesiegbar” verdiente. Wir wussten noch nicht, dass dies zehn Spieltage vor Ende der Saison bereits ein jähes Ende finden würde.
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Platz 7:

DFB-Pokal, Finale, Berlin
Bayern München – VfB Stuttgart (3:2)
01.06.2013

“Stuttgart fickt Bayern!”, so zogen wir gut gelaunt und singend durch die Straßen von Berlin. Eine durchwachsene Saison lag hinter uns, nur das Pokalfinale konnte die Spielzeit noch retten. Unser Gegner: niemand geringeres als der frisch gekrönte Deutsche Meister und Champions League Sieger aus München. Zu verlieren hatten wir nichts. Die Vorzeichen waren anscheinend jedem klar, es brauche ein Wunder, dass der VfB mit erhobenen Haupt das Olympiastadion verlassen kann. Ein letztes Mal sammelten wir unsere Kräfte für unseren Verein, der in dieser lauen Sommernacht über sich hinaus gewachsen war. So auch der mitgereiste Anhang, “die weiße Wand”, alles hatten wir gegeben, und feierten nach 90 Minuten mit ein kleines bisschen Wehmut unsere (nieder)geschlagenen Pokalhelden. Viel fehlte am Ende nicht einmal \” es hat dennoch nicht sollen sein. Sie hatten uns stolz gemacht und mit ihrem Auftritt zahlreiche Sympathien gewonnen.
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Platz 6:

Champions League, Achtelfinale
FC Barcelona – VfB Stuttgart (4:0)
17.03.2010

“Wär ich doch nur daheim geblieben!” bruddelte ich noch beim Stand von 3:0 für die Katalanen. Da oben standen und saßen wir, die 5.000 mitgereisten Stuttgarter im riesigen Camp Nou, so weit oben, dass man Nasenbluten hätte bekommen können und die Spieler auf dem Rasen so klein wie Ameisen gewirkt hatten. In den Nächsten zuvor träumte ich vom “Wunder von Barcelona”, nach dem 1:1 im Hinspiel träumte ich von einem 2:2 am Ende. Das sportliche Wunder blieb aus – es kam auf eine andere unerwartete Weise. Diese Nacht änderte mein Leben und führte mich, ohne es zu wissen, direkt in die Arme meines geliebten Felix. Das sind die Geschichten, die der Fußball schreibt. Der VfB schaffte es zwar nicht, den großen FC Barcelona zu bezwingen, aber er schenkte mir mit dieser Niederlage so viel mehr: die wohl geilste Blocksperre aller Zeiten (“Ihr werdet nie Deutscher Meister!”)… und die wichtigste Wendung meines Lebens, das alles nahm hier seinen Anfang.
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Platz 5:

Bundesliga, 1. Spieltag
VfB Stuttgart – FC Schalke 04 (3:0)
06.08.2011

Willkommen zu Hause, nirgendwo ist es schöner. Viele Jahre hatten wir auf diesen Moment gewartet. Jahre der Entbehrungen, der abgerissenen Kurven und des Abstiegskampfes in einer uns fremden Kurve. Der Umbau zum reinen Fußballstadion forderte viele Opfer, nicht nur die Finanzen unseres Vereins. Das lange Warten hatte sich gelohnt. Endlich waren wir daheim angekommen, in unserer neuen Heimat, unserer neuen Cannstatter Kurve. Der VfB wäre wenige Monate zuvor beinahe abgestiegen und kostete uns am Ende viel Kraft und viele Nerven. Alles schien vergessen, als mit einem lauten Knall über uns rote und weiße Papierschlangen auf uns hinab regneten, wir zum ersten Mal das Gefühl von 8.000 Stehplätzen genießen konnten und uns der VfB mit einem tollen 3:0 gegen Schalke beschenkte. Ein rundum gelungener Tag, wenn da nicht dieses eine verpasste Tor gewesen wäre. Die Karawane vor dem Spiel kostete viel Kraft, während des Halbzeit-Getränkeholens stand ich so lange an, dass ich das erste Tor vor der Cannstatter Kurve verpasst hatte. Bis heute habe ich es mir nicht verzeihen können.
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Platz 4:

EM 2008 Viertelfinale, Basel
Portugal – Deutschland (2:3)
19.06.2008

Vereinsliebe statt Länderspielwahn, dessen bin ich mir durchaus bewusst. Ein Länderspiel hat es dann dennoch auf meine Liste der denkwürdigsten Spiele geschafft. Für die WM 2006 war ich ein wenig zu spät dran, die EM 2008 genoss ich dafür in vollen Zügen. Wenige Tage, nach dem ich bereits in Wien dem Gruppenphasen-Spiel Österreich gegen Deutschland inklusive Tor des Jahres beiwohnte, ging es mit dem Bus und dem Fanclub Nationalmannschaft nach Basel. Toller Tag, tolle Leute, tolles Wetter \” und ein denkwürdiges Spiel. Zu vergleichen ist die Stimmung von einst mit dem heutigen Event-Publikum nicht. Es wurde gesungen, gehüpft, getanzt, man lag sich in den Armen, als die Deutschen nach einem 3:2-Sieg im Halbfinale standen. Die aufopferungsvolle Vereinsliebe von heute, damals war es noch frisch. Knapp zwei einhalb Monate waren erst seit meinem ersten Heimspiel vergangen, wie sollte ich damals wissen, wie sehr mich der VfB und die Cannstatter Kurve noch in ihren Bann ziehen würde. In Basel war die Welt auf jedem Fall in Ordnung, es hat wirklich viel Spaß gemacht.
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Platz 3:

Bundesliga, 33. Spieltag
VfB Stuttgart – 1. FSV Mainz 05 (2:2)
01.05.2010

Wen interessierte schon das Ergebnis. Frage ich heute Freunde aus der Kurve, kaum einer kann mir das Ergebnis nennen. Es waren andere Dinge, die diesen emotionalen Tag prägten. Es war die riesige Choreographie, welche enorm viel Vorbereitung bedurfte. Es war die Zeit, Abschied zu nehmen. Es war die Zeit, Tränen zu vergießen. Leb wohl, Cannstatter Kurve. Fast zwei Jahre hatte ich sie miterlebt, bin in ihr gestanden, hab gejubelt und gelitten, doch obwohl ich mich hier schnell heimisch fühlte, so stand ich neben all jenen, die hier Jahrzehnte verbracht haben, die Meisterschaften und Derbysiege erlebt haben, unzählige Tore und ernüchternde Niederlagen. Das Neckarstadion wurde zur Heimat von Tausenden, die alle zwei Wochen wieder zurück kehrten, weil sie das, was sie taten \” den VfB unterstützen \” mehr liebten als alles andere. Die Tage der alten Cannstatter Kurve waren nun gezählt. Sie wurde abgerissen, um ohne die Laufbahn neu aufgebaut zu werden. Nach Spielende wurde vor der Kurve eine kleine Bühne gebaut, scheidende Spieler wurden verabschiedet, und doch gab es nur eines, was uns zu Tränen rührte. Wir rückten zusammen, schlossen einander in den Arm und ließen den Boden unter unseren Füßen erzittern: “Cannstatter Kurve, für immer Cannstatter Kurve!”
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Platz 2:

Champions League, Qualifikation
FC Timisoara – VfB Stuttgart (0:2)
18.08.2009

Es heißt immer “Das erste Mal vergisst du nie”. Das erste Heimspiel, das erste Auswärtsspiel. Und das erste Mal, wenn du mit eigenen Ohren im Stadion die Champions League Melodie hörst. Gänsehaut pur. Tagelang waren wir unterwegs, zu Sechst, im Van. Eine legendäre Reise, die uns von Leipzig über Stuttgart und den ungarischen Balaton schlussendlich in die rumänische Stadt im Westen des Landes führte. Unmittelbar nach der Auslosung kam schon Reinharts Anruf: “Wir fahren! Kommst du mit?”. Lange musste ich nicht überlegen. Die Reise begann mit einem fulminanten 4:2-Sieg über Freiburg, es war das erste Spiel mit meiner eigenen Dauerkarte. Das alleine reichte noch nicht, über Österreich und Ungarn fuhren wir nach Rumänien, nahmen jede Menge Eindrücke mit und feierten nach einer mehrtägigen Reise einen ungefährdeten 2:0-Auswärtssieg in einem herrlich alten Stadion. Genau zwei Jahre waren nun vergangen, seit ich in Berlin das erste Mal den VfB sah. Viel war schon passiert, und viel würde noch passieren. Ob Abstiegskampf oder Champions League \” ich habe beides erlebt.
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Platz 1:

DFB-Pokal, Halbfinale
VfB Stuttgart – SC Freiburg (2:1)
17.04.2013

Lange nach Spielende waren viele aus dem Kern der Cannstatter Kurve noch da. Sie konnten und sie wollten einfach nicht nach Hause gehen. Am nächsten Tag ginge es wieder zurück in die Arbeit oder zur Schule. Es war uns egal. Vor den Toren der Kurve war der schwarze Himmel hell erleuchtet, zwischen Bengalos tanzten wir umher, den Tränen nahe: Wir fahren nach Berlin! Kein anderes Spiel bringt mir jedes Mal aufs Neue auf so eine Art und Weise die Gänsehaut zurück. Ein zufälliger Gedanke, ein Bild auf meinem Rechner, das Ticket, welches ich beim Wühlen im großen Ticketkarton wieder in die Hände bekomm. Die Frage nach dem besten Spiel. Genau dieses. Niemals zuvor habe ich einen solch bombastischen Auftritt der Kurve erlebt, und auch seither niemals danach. Nicht einmal ein Jahr ist vergangen, seit ich meine Kollegin und Freundin Ann auf der Autofahrt von Sindelfingen nach Stuttgart förmlich verrückt machte. Elf Monate ist es her, dass sich die Jungs die roten Leibchen überzogen und mit uns feierten. Zwischen verzweifeltem Wahnsinn und mitreißendem Jubel, dieses Halbfinale gegen die ungeliebten Freiburger übertraf bisher alles Dagewesene. Ein Tag, wie man ihn sich besser kaum hätte erträumen können. Mit Stolz, aber auch Wehmut denke ich nun zurück \” so groß die Begeisterung einst war, desto mehr sehnen wir uns dieser Tage danach.
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Das waren sie, die zehn Spiele, die mir von den bisherigen 200 besonders im Gedächtnis geblieben sind. Auch weitere Partien blieben im Gedächtnis, wie Genk, Hannover, Rijeka, Gladbach sowie mein allererstes Heimspiel, nicht alle Spiele haben es jedoch auf die Liste geschafft. Ich hoffe inständig, dass die guten Zeiten eines Tages ins Schwabenländle zurückkehren, wir uns jubelnd in den Armen liegen und ich nach weiteren 100 Spielen lächelnd sagen kann, dass es viele weitere Highlights gab.

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