Was mache ich eigentlich hier? Warum bin ich nicht im kuschlig warmen Bettchen geblieben? Vor meiner Tastatur steht meine VfB-Tasse und ich nehme einen großen Schluck Kaffee, es ist kurz vor 7 Uhr morgens und in einigen Stunden wird unsere Mannschaft auf den FC Bayern treffen, dabei vermutlich trotz bester Leistung knapp verlieren und das obligatorische Lob des gegnerischen Trainers erhalten. Kaufen können wir uns davon nichts. Nach einer harten Woche im Büro hätte ich an diesem frühen Morgen ohne Zweifel etwas Besseres zu tun, als auf ein Spiel zurückzublicken, das wie so viele andere Auswärtsspiele meinen Frust geschürt hat. Und trotzdem sitze ich hier, wohlwissend, dass ich mich in 24 Stunden nicht wesentlich anders fühlen werde.

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Wir hatten schon dankbarere Restprogramme kurz vor Weihnachten. Dass man gegen Leverkusen vermutlich nicht bestehen könnte, war bedauerlicherweise trotz der Heimserie 2017 irgendwie abzusehen, genauso wie man an einem ganz normalen Tag kaum eine Chance gegen Hoffenheim hat und die Bayern, nunja, die sind ohnehin eine ganz besondere Geschichte. Nicht diese Spiele sind es, die mich mit einem gewissen Maß an Enttäuschung in die Winterpause gehen lassen, nachdem wir die Partie heute und am kommenden Dienstag hinter uns gebracht haben – es sind immer mehr jene Niederlagen, die in den Wochen zuvor auf denkbar unglückliche oder dämliche Weise zustande kamen.

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Mit fast schon beunruhigender Präzision läuft beinahe jedes Auswärtsspiel nach dem gleichen Schema ab: mit einer deutlichlich defensiveren Aufstellung mangelt es schon vor Anpfiff an Mut, hinten bekommt man das Tor durch individuelle Fehler trotzdem, während nach vorne bedauerlicherweise so gar nichts geht. Und siehe da, der VfB wird in die Winterpause gehen ohne auch nur einen einzigen Auswärtssieg. Dass dafür die Heimspiele wesentlich besser liefen, hält uns aktuell noch über Wasser, aber ob das reicht? Es ist nicht so, dass mich die Niederlage in Hoffenheim sonderlich überrascht hätte – aber für beruhigte Gemüter war sie nicht unbedingt förderlich.

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Wo sind all die Helden hin?

Es hätte im Grunde so einfach sein können. Der VfB holt einfach seinen ersten Auswärtssieg, mit neuem Selbstbewusstsein ringt man dann den Bayern sogar noch einen Punkt ab, kommt im Pokal-Achtelfinale in Mainz ganz unspektakulär eine Runde weiter und man freut sich, die Hinrunde einigermaßen erfolgreich abgeschlossen zu haben. Mit der Realität hat das alles wenig zu tun. Und ja, ich muss zugeben, es fällt schwer, es mir vorzustellen, dass die nächsten Spiele positiv verlaufen. Mein Bauchgefühl sagt mir, dass wir gegen die Bayern unter die Räder kommen und die Kraft dann nicht mehr fürs Pokalspiel reichen wird – was aber natürlich nicht heißt, dass es so kommen muss.

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Nur weil man etwas erwartet, ist es deswegen nicht weniger frustrierend. Genau wie das Spiel in Hoffenheim, von dem ich tatsächlich dachte, wir würden eher dort unter die Räder kommen als gegen die Bayern, einfach weil es viel schmerzhafter ist, nur knapp zu verlieren und dann auch noch das Lob des Gegners zu bekommen. “4:0 und aufwärts für Hoffenheim” lautete mein Tipp, als wir im Regen auf dem noch weitgehend leeren Parkplatz vor dem Gästeblock standen.

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Zu einem “Die knallen wir weg”, wie viele meiner Freunde und Bekannte zum Besten gaben, reichte es bei mir nicht. Wie denn auch, schon seit Jahren gehe ich nicht mehr positiv gestimmt in eine Partie, denn selbst wenn, verliert der VfB trotzdem. Und wer sich fragt, was mir daran noch Spaß macht, darf sich jetzt seinen Teil dazu denken. Abgesehen von der abenteuerlichen Zweitligasaison, an die ich noch lange beinahe wehmütig zurückdenken werde, haben die vielen Jahre Abstiegskampf tiefe Spuren hinterlassen. Trotz allem fahre ich auswärts, für die Menschen in meinem Leben, die mir wichtig geworden sind, für die Fotos und nicht zuletzt für das warme Gefühl,das einen umfängt, wenn etwas kommt, womit keiner gerechnet hat.

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Keine Lust auf Fußball

Englische Wochen sind ohne Zweifel undankbar für jeden Fan, vor allem, wenn man auswärts antreten muss. Und ausgerechnet in dieser Woche lief es mir so ganz und gar nicht hinein. Es war meine letzte Woche in Renningen. Ab Januar werde ich mich einer neuen Herausforderung bei einer Stuttgarter Agentur widmen und wechsle nach nunmehr sieben einhalb Jahren den Arbeitgeber, der mir stets viel Verständnis für die Auswärtsfahrerei entgegen gebracht hat. Ich weiß nicht, wie es im neuen Geschäft werden wird. Die neue Agentur weiß, worauf sie sich einlässt, das hoffe ich zumindest. Aber ob das dann noch mit jedem einzelnen Spiel funktioniert? Möglicherweise wird es dann auch einfach mal nicht gehen, auch wenn mir dieser Gedanke nicht gefällt.

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Ein letztes Mal Home Office bis in die Mittagsstunden, dann ging es bereits los. Ein kränkelndes Auto ließ uns schon früh in Weinstadt-Beutelsbach starten, nicht zuletzt sind unter der Woche viele Staus zu befürchten. Letzteres bekamen so ziemlich all jene zu spüren, die sich am Nachmittag erst auf den Weg gemacht haben. LKW an LKW, kilometerweit ging nichts mehr. Und auch wir standen für eine kurze Zeit mittendrin, um als erste auf dem Gästeparkplatz einzurollen, reichte es dann aber trotzdem, kurz nach uns trudelten dann auch die Fanbetreuung und der Sicherheitsdienst ein.

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Draußen eklig, innen gemütlich – es begann zu regnen bei Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt, aber im Auto gab es Lebkuchenherzen, Kaffee und Christstollen. Da gibt es weitaus schlechtere Wege, in der Vorweihnachtszeit ein Auswärtsspiel zu bestreiten. Auf Fußball hatte schon bald keiner mehr so richtige Lust, dabei hätte die Aussicht auf den ersten und einzigen Bundesliga-Auswärtssieg in der Hinrunde doch ausreichen müssen. Erst spät füllte sich der Parkplatz mit den Bussen, die noch lange im Stau gestanden hatten und gut zwei Stunden vor Anpfiff, als in Sinsheim die Tore geöffnet wurden, hatte ich mich mühsam in dicke Lagen eingepackt und trottete zur Eingangskontrolle.

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Am Ende trotzdem zu wenig

Nicht wenige in meinem Umfeld sind an diesem nasskalten Mittwoch von einem Auswärtssieg ausgegangen. Nicht, dass uns die Mannschaft das durch die Leistungen der letzten Wochen andeuten würde, aber ihnen blieb letztlich nichts anderes übrig, um die Hinrunde noch einigermaßen verträglich enden zu lassen. Auf dem Konto stehen bislang nur 17 Punkte zu Buche. Für manch einen ist das mehr, als man vor der Saison erwartet hatte, für andere ist es weit unter den eigentlichen Möglichkeiten. In den letzten Jahren hatte der VfB nur zwei Mal weniger Punkte zur Winterpause: 2010/2011 erlebten wir mit zwölf Punkten am Ende der Hinrunde unseren ersten Abstiegskampf seit Jahrzehnten, und auch in der Abstiegssaison 2015/2016 waren es nur 15 Punkte. Ein Mutmacher sieht anders aus.

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Wer weiß, wie es hätte laufen können. Eine schwierige Partie hätte schon früh zum Selbstläufer werden können und der Mannschaft im übertragenen Sinne Flügel verleihen können, wenn Berkay Özcan nach nur vier Minuten und einer tollen Ballstafette nicht an Oliver Baumann gescheitert wäre. Der Gedanke, dass sich auch diese Partie nahtlos einreiht in so viele “Da hätte mehr drin sein müssen”-Spiele wiegt auch Tage später noch ziemlich schwer. Wir hatten so viele davon, zu viele sinnlos hergeschenkte Punkte, zu wenig ehrlich erkämpfte Punkte.

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Wer spricht denn zum Beispiel heute noch von dem Sensationssieg gegen die Dortmunder? Es hatte Spaß gemacht, ohne jeden Zweifel, waren es doch Punkte, mit denen niemand gerechnet hatte. Dafür versäumte es der VfB allerdings, in den darauffolgenden Wochen die Punkte zu holen, die man wirklich eingerechnet hatte? Ohne überheblich klingen zu wollen, und bei allem Respekt, gerade gegen Hamburg und Bremen hätte mehr drin sein müssen. Ein paar Wochen später ist die Hinrunde nun fast zu Ende und man muss konstertiert feststellen, dass es am Ende irgendwie trotzdem nicht genug war. Wenn es dann am Ende genug war, ist es okay. Aber der Weg bis dahin ist lang.

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Wie man ein typisches 0:0 verliert

Mit Chadrac Akolo und Anatasios Donis von Beginn an sah es zunächst nicht einmal ganz so schlecht aus, irgendein Tor wird dabei wohl herausspringen. Diese Rechnung hatte man allerdings ohne den Hoffenheimer Kevin Vogt gemacht, der es in der ersten Halbzeit in weniger als zehn Minuten schaffte, beide kaputt zu treten. Beide mussten verletzt raus, Donis wird in dieser Hinrunde kein Spiel mehr bestreiten und bei Akolo gibt es viele Fragezeichen. Für die beiden kamen Takuma Asano und Josip Brekalo, während Simon Terodde weiter auf der Bank schmoren durfte, dessen Wechselabsichten Richtung Köln dieser Tage hohe Wellen geschlagen haben.

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Sowohl in der ersten als auch in der zweiten Halbzeit, viel gab die Partie nun wirklich nicht her. Nur wenige Strafraumszenen auf beiden Seiten, ein typisches 0:0-Spiel. Wenn aber die Entwicklung der letzten Wochen uns eines gelehrt hat, dann ist es doch vorherbestimmt, dass es dem VfB nur selten gelingt, ein solches Remis ins Ziel zu bringen. Mitte der zweiten Halbzeit stand ich also da, schaute aufs Feld hinaus und konnte mich des Gedankens nicht verwehren, dass Hoffenheim wohl noch irgendwie zu einem Tor kommt und der VfB nichts, aber auch wirklich gar nichts dagegen zu setzen hat. Warum nur muss ich mit sowas nur immer wieder recht behalten?

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Eines musste man Bibiana Steinhaus lassen, sie machte das bislang ziemlich gut. Dass sie dann doch ein einziges Mal falsch entschied, wurde für uns besonders bitter. Dass Pavel Kaderábeks Zweikampf mit Emiliano Insua eigentlich ein Foul war und hätte wegen Stürmerfoul abgepfiffen werden müssen, war sowohl der Unparteiischen als auch den meisten Zuschauern vollkommen egal. Den Nachschuss des Tschechen konnte Benjamin Pavard noch an den Pfosten lenken, war gegen den abermaligen Nachschuss von Mark Uth aber machtlos. Zehn beschissene Minuten vor dem Ende.

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Hätte man vorher mal gepunktet

Wo ein normaler Fußballfan sich denken mag “Da geht noch was, es ist noch nicht vorbei”, war die Partie für mich schon gelaufen. Und auch die Mannschaft bestätigte mich in meiner Annahme, mit einer solchen spielerischen Situation einfach nicht umgehen zu können. Für das zumindest offiziell ausverkaufte Stadion (dass viele leere Plätze vorzuweisen hatte, aber wer zählt da schon so genau nach) war es eine Freude, denn damit stoppte Hoffenheim den eigenen Negativlauf und versetzte uns damit den nächsten Tiefschlag. Dass uns auch ein “Wer nicht hüpft, der ist ein Schwabe” nicht erspart geblieben war, passte ins Bild eines abermals gebrauchten Tages.

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Ich bleibe dabei, weder dieses Spiel, noch letztes Spiel, noch nächstes Spiel werden am Ende dafür verantwortlich sein, wenn es im Sommer entgegen aller Hoffnungen nicht reichen sollte. Man hätte die Punkte vorher holen können, wenn nicht sogar müssen. Den Optimismus, dass man im Winter entsprechend handeln wird, mit Carlos Mané ein wichtiger Spieler zurückkehren wird und mit der Rückrunde meist ohnehin vieles besser wird beim VfB, teile ich nicht unbedingt. Warum? Weil ich in den letzten Jahren oft genug gesehen habe, dass selbst eine Aufholjagd im Frühling mit dem Abstieg enden kann.

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Jede Möglichkeit, die man vertan hat, die Punkte zu holen, jeder liegen gelassene Punkt, jede dämliche Niederlage – wir werden sehen, ob und wie sehr es letztlich weh tun wird. Wohin der Weg geht, weiß keiner so genau. Ich fürchte nur den Weg, den der VfB einschlagen könnte, das ist alles. Dass nun auch noch die nicht vermisste Trainerdiskussion aufkommt, passt ins Bild, wie könnte der VfB auch nur ein Jahr ohne Trainerdiskussion überstehen. Ich mag Hannes Wolf. Aber auch er muss dazu lernen und sich von seinem aktuellen System lösen, das uns vor allem auswärts – eigentlich nur auswärts – zu viele Punkte gekostet hat.

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Bald ist Winterpause – und was kommt dann?

Die Reaktionen nach Abpfiff waren überdeutlich. Schon einige Meter, bevor die Mannschaft vor dem Gästeblock stand, ertönten die Pfiffe. Ob es hilfreich ist, sei dahin gestellt, aber nachvollziehbar war es trotz allem. Gegen weitgehend harmlose Hoffenheimer tat man sich so dermaßen schwer, dass man noch nicht einmal ein einziges Tor hinbekommen hat, und hinten sorgt ein individueller Fehler für die nächste knappe Niederlage. Und ihr fragt euch ernsthaft, warum ich dieser Mannschaft nicht vertrauen kann, dass sie in jedem Spiel das Beste aus sich herausholt? Genau deswegen nämlich.

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Einige Tage später ist der größte Zorn verflogen, der Gedanke um die vermeintlich zu wenigen Punkte bleibt bestehen und wird mich vermutlich bis in die Rückrunde begleiten. Freiburg hatte nach dem Last-Second-Sieg gegen Köln erneut gewonnen und wird nach langer Abgeschlagenheit auch für uns langsam ein Thema. Hamburg hatte verloren, wie auch gestern Abend, damit sorgen sie dafür dass wir in jedweder Konstellation über dem Strich überwintern werden. Immerhin etwas. Aber was kommt danach? Wenn wir am 34. Spiel tag immernoch über dem Strich stehen, dann war es recht. Mein Nervenkostüm ist da allerdings anderer Meinung.

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Nicht wenige behaupten, man müsse nur noch im Pokal eine Runde weiterkommen, dann war es eine am Ende doch noch irgendwie verträgliche Hinrunde. Punkte haben wir dann aber immernoch zu wenig – zu wenig, wenn es nach mir geht. Wer für die Rückrunde positive Zeichen sieht, dem will ich diese weiß Gott nicht nehmen. Im Gegenteil – ich hätte gern selbst eine Scheibe ab von dieser unerschrockenen Haltung. Oscar Wilde sagte einmal, dass am Ende alles gut wird, und wenn es nicht gut wird, dann ist es nicht das Ende. Es wäre so entspannend, wenn Fußball wirklich nur ein Spiel wäre.

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