“Was auch immer passiert: du kannst nur positiv überrascht werden!” – so sehr ich mir vornahm, mir von keinem üblen Ergebnis die Laune verderben zu lassen, desto mehr scheiterte ich an mir selbst. Wenn es ein Spiel gibt, über das man sich wahrlich nicht aufzuregen brauch, so war es dieses – und doch blieb am Ende Verbitterung und Enttäuschung. Es ist schwer, gegen die Bayern zu bestehen, am Ende bleibt ein Geschmäckle, dass man drei Mal in dieser Partie benachteiligt wurde und sich letztendlich als „bemitleidenswert“ betiteln lassen muss. Es sollte mir egal sein. Ist es aber nicht.

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Es gab nicht viel, was ich erwartet hatte, außer einer einkalkulierten Niederlage erhoffte ich zumindest, die Mannschaft würde sich nicht in die Hosen machen und wie die Jahre zuvor wie das Kaninchen vor der Schlange sitzen. Ein wenig kribbelte es schon, hatte ich am Samstagmorgen noch kundgetan, hoffentlich für mehr als zehn Minuten – wie Recht ich mit dieser Aussage doch noch haben sollte, wusste ich nicht. Allenfalls ließ es sich erahnen, dass es um nicht viel mehr gehen wird als Schadensbegrenzung.

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Wer nichts, aber auch wirklich nichts vom Ergebnis erwartet, kann auch nicht enttäuscht werden, richtig? Falsch! Wer nichts erwartet, hofft insgeheim doch auf eine positive Überraschung. Klappt es, feiert man es wie die Meisterschaft, klappt es nicht, hat man es ohnehin vorher gewusst. Ich wünschte, ich könnte dieses bedeutungslose Spiel abhaken und mich darauf fokussieren, dass es die machbaren Gegner sind, gegen die wir punkten sollten und müssten. Ich wünschte, der VfB würde sich schnell schütteln. Ich wünschte, es wäre so einfach.

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Alljährliches Kulturprogramm

Lediglich der Königliche Hirschgarten ist alleiniger Grund zur Vorfreude, wenn es alle Jahre wieder nach München geht. Einige Jahre schon fahren wir in steter Stammbesetzung an die Isar, das Kulturprogramm ist immer das selbe. Einen Anlass, mal etwas anderes zu unternehmen, gibt es nicht, denn für uns gehört er einfach zum Auswärtsspiel dazu – genau wie die Frage, ob sich der VfB erneut abschlachten lässt oder für eine Überraschung zu sorgen vermag.

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Kühles Bier, warme Temperaturen, leckere Weißwürste und nette Plaudereien, man konnte für ein paar Momente fast vergessen, wie angespannt die Situation für den VfB ist, was zweifelsohne mit meiner persönlichen Anspannung einher geht. Wir ahnten alle, was uns erwarten würde, doch gab es sie noch, die Optimisten, die der Meinung waren, der VfB würde Mittel und Wege finden, der Überlegenheit Herr zu werden. Alexander Zorniger meinte bei der Pressekonferenz noch, man könne den Bayern weh tun. Nur wie?

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Nach dem Hirschgarten setzten sich die Rituale fort, geparkt wurde im Wohngebiet beim Kieferngarten, ein langer Fußmarsch zum Schlauchboot stand uns bevor, im Strom unzähliger Fußballfans, nicht auszudenken, wieviele reine Eventfans unter ihnen waren, die brav klatschen, einen einkalkulierten Sieg als Pflicht hinnehmen und dann nach Hause gehen, sich die Eier kraulen und behaupten, die besten Fans der Welt zu sein. Ausnahmen bestätigen dabei immer die Regel, und mit diesen Worten entsende ich Grüße nach Passau.

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Der sechste Anlauf

7.500 unentwegte Stuttgarter hatten sich auf den Weg gemacht. Es ist wahrscheinlich auch das, was den Reiz des Fußballs ausmacht: unerschrocken hinausziehen und sich dem stellen, was vor einem liegt, sei es Sieg oder Niederlage. Es ist die Leidenschaft, die uns alle eint, doch ist der Umgang mit solchen Spielen doch sehr unterschiedlich. Ein mulmiges Gefühl beschlich mich auf den letzten Metern zum Stadion. Niemals war das anders.

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Ein hochroter Kopf zeugte erneut vom anstrengenden Aufstieg zum Gästeblock direkt unter dem Dach, unzählige Stufen später erreichten wir unser Ziel und damit auch alte Bekannte und Weggefährten. Hier oben konnte man beinahe Nasenbluten bekommen, nur in Barcelona war man noch weiter vom Spielfeld entfernt. Fünf Spiele in vier einhalb Jahren hatte ich in München bereits hinter mir, gepunktet hat der VfB hier in meinem Beisein noch nie. Nur meine persönliche Bilanz in Wolfsburg ist noch schlechter.

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Besonders viel Wohlwollen ist Sven Ulreich nicht entgegen geschlagen, als er zum Aufwärmen aufs Feld kam, laute Pfiffe zeugten noch immer von Unverständnis gegenüber der Fahnenflucht, die das Stuttgarter Eigengewächs im vergangenen Sommer begangen hatte, wenngleich er Platz machte für bessere Keeper. Ein paar Reihen unterhalb des Daches mit einigermaßen akzeptabler Sicht auf den Support des aktiven Kerns, inmitten von Freunden, das war mein Platz für diese Partie.

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Nur nicht abschlachten lassen

Schon die Aufstellung der Gastgeber gab Grund zur Annahme, es würde nicht sonderlich gut ausgehen. Wie es die Frankfurter vergangene Woche geschafft haben, sich an einem schwachen Bayern-Tag ein 0:0 zu ermauern, weiß ich nicht, doch wusste ich sehr wohl, dass es nicht die Maxime von Alexander Zorniger sein würde, noch bevor es in der Pressekonferenz selbst ausgesprochen hatte.

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Für ein 0:0 haben wir die spielerische Qualität nicht, wenn die Gegner Robert „Ich mach fünf Buden in zehn Minuten“ Lewandowski, Arjen „Schwalbenkönig“ Robben und Thomas „Ich tref aus noch so unmöglichen Winkeln“ Müller heißen. Fünf hochkarätige Offensivleute gegen eine zumeist schon gegen kleine Gegner überforderte Abwehr. Wer dachte, die Hausherren würde den Stammspielern nach dem 5:1 gegen Arsenal eine Verschnaufpause gönnen und eine schlagbare B-Elf auflaufen lassen, sah sich schnell getäuscht.

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Bange Blicke im Gästeblock. Das konnte ja heiter werden. Alles, was ich hoffte: nicht abschlachten lassen und trotz aller sportlichen Qualität mutig sein. Leichter gesagt als getan, als Fan lässt es sich einfach sagen, was zu tun ist, wenn man nicht auf dem Feld steht, dem designierten Rekordmeister gegenüber, sondern oben eingepfercht unter dem Dach einer weitgehend stimmungslosen Hochglanzarena, vollgestopft mit Klatschpappenfans, Eventreisender und emotionslosem Publikum.

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Viel zu einfach

Aus mir spricht Frust, von dem ich hoffte, er würde mich an diesem Wochenende kalt lassen. Das „egalste“ Spiel der ganzen Saison konnte beginnen, die Fahnen wehten und wir erhoben unsere Stimme laut, denn die Mannschaft weit unten auf dem Feld sollte uns schließlich auch hören. Viel habe ich seit dem gestrigen Spiel verdrängen wollen, man sehe mir also nach, dass ich das Spiel nicht in voller Länge noch ein weiteres Mal ertrage, zu viel habe ich schon gesehen, zu viel habe ich schon gehört, viel zu viel habe ich mich schon darüber geärgert.

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Es war ein Eckball für den VfB, mit dem das Unheil seinen Lauf nahm, das hohe Verteidigen weit weg vom eigenen Tor ist stellvertretend für das „System Zorniger“, das hatte sich in der Bundesliga herum gesprochen, bis hin zu den mit 31 Punkten enteilten Bayern. Zu leicht war man bisher zu durchschauen, zu leicht zu überwinden und doch wurde man bisher nicht schlau aus dem VfB – wer gut spielt und verliert und dann wiederum schlecht spielt und gewinnt, da sei jegliche Fußballlogik weit entfernt.

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Gerade noch war der Ball bei uns, schon war er weg – sie rannten davon, zu fünft, man konnte sie nicht mehr einholen. Ein paar wenige Pässe reichten aus, um dem großen Plan, so lange wie möglich das erste Gegentor zu vermeiden, zunichte zu machen. So schnell konnte man nicht einmal schauen, nach dem Ballverlust von Emiliano Insua servierte Douglas Costa seine Flanke in den Strafraum, der Schwalbenkönig vor dem Herrn musste nur noch seine Brust hinhalten. So einfach geht das gegen uns. Selbst, wenn es die Bayern sind, es war erschreckend einfach.

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Irregulär? Nicht beim FC Bayern!

Der Stimmung im Gästeblock tat das noch keinen großen Abbruch, doch man spürte, wie die Angst größer wurde. Wenn so schnell das erste Tor fällt, lässt es nichts Positives für die restlichen 80 Minuten vermuten. Sie kamen mit ihnen einfach nicht zurecht, jeder Pass saß, während unserer ausnahmslos beim Fuße des Gegners landete. Ob es Fußball auf einem ganz anderen Level ist, ist mir ehrlich gesagt egal, doch es ging viel zu einfach. Und wenn du selbst schon so schlecht bist, gibt es immernoch Dinge, die noch schlechter laufen könnten.

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Alle sprangen auf, als sieben Minuten später der Vorlagengeber zum 1:0 selbst zum 2:0 aus dem Rückraum vollstreckte, dieser elendige ohrenbetäubende Jubel des bajuwarischen Klatschpappenpublikums traf uns in Mark und Knochen. Dass das Tor wegen vorherigem Abseits nicht hätte zählen dürfen, interessierte den Linienrichter René Rohde aus Rostock nicht, es ist immerhin bekannt, wieviele Augen regelmäßig zugedrückt werden, sobald der große FC Bayern auf dem Feld steht.

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Alleine Przemyslaw Tyton war es zu verdanken, dass der Zwischenstand nicht noch früher noch höher geschraubt wurde. Dennoch war ihnen einfach nicht beizukommen, sie bekamen einfach keinen Zugriff. Sichtliche Ernüchterung in unseren Reihen. Betroffen schaute ich mich um, es wurde stiller, die Beteiligung am aktiven Support in Form von Singen und Klatschen nahm deutlich ab. Jeder von uns wird trotzdem gewusst haben, dass es vielleicht so zu erwarten war.

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Bitteres Erwachen

Wer weiß, wie es hätte laufen können? So oft bemühten wir im Nachgang dieser kümmerlichen Partie die Frage, auf die es keine rechte Antwort gibt. Der Klassenunterschied war deutlich, doch was wäre gewesen, wenn Filip Kostics Gewaltschuss aus der zweiten Reihe nicht an die Latte sondern kurz darunter ins Netz gegangen wäre? Es war nicht die einzige Frage, die wir uns stellen mussten, wo wir doch eigentlich wissen, wie die Kräfteverhältnisse verteilt waren.

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An anderen Tagen hatte unser schneller Flügelflitzer, der nach seinem Muskelfaserriss wieder dabei war, solche Schüsse noch versenkt – doch würde ich lügen, wenn ich behaupten würde, es waren sorglosere Zeiten. Knapp 20 Minuten ohne Gegentor ließen uns für einen Moment hoffen, es würde doch noch irgendwie glimpflich ausgehen, Robert Lewandowski tat uns diesen Gefallen nicht und stürzte uns nur noch mehr ins Verderben.

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Wir waren verstummt, erst unser Protest ließ es ein weiteres Mal in unseren Reihen laut werden. Drei Minuten nachdem man ohnehin schon deutlich zurücklag, erhöhte Thomas Müller auf 4:0. Das nächste irreguläre Tor, denn diesmal standen ganze drei Bayern-Spieler im Abseits. René Rohde hatte den perfekten Blick darauf und ließ die Fahne unten. Dass das Beschweren beim Schiedsrichter Bastian Dankert nichts nützten, hätte jedem klar sein müssen, wenn man eben nicht der FC Bayern ist. Zwei irreguläre Treffer und es stand 4:0 – in der ersten Halbzeit.

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Ein gebrauchter Tag

Was sollte man dazu noch sagen. Erschreckend schlecht, sowohl von uns selbst als auch vom Schiedsrichtergespann, dass die Hausherren hier einfach gewähren ließ und ihrer eigentlichen Aufgabe nicht nachzukommen versuchten. Ein Schelm, wer denkt, die Bayern würden stets bevorzugt. Mit einer solchen Demonstration und Vorführung hatte nicht einmal eine verbitterte Pessimistin wie ich gerechnet.

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Kurz darauf konnten wir erst einmal durchatmen, auf der Anzeigetafel stand es in großen Lettern, ein ernüchternder Zwischenstand, der vermuten ließ, es würde noch viel übler enden für den VfB, der sich viel vorgenommen hatte – zu viel, wie sich schnell zeigte. Die Schmährufe der Münchner Schickeria, „Absteiger, Absteiger“ waren das letzte, was ich jetzt brauchte. In solchen Momenten kehrt sie immer wieder zurück, die Frage, warum man sich das überhaupt antut, um sich in schönen Momenten jene Frage selbst wieder zu beantworten. Wann das sein wird, daran zweifle ich an jedem einzelnen Tag.

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Die zweite Halbzeit hatte begonnen, einige VfB-Fans hatten den Gästeblock bereits verlassen und verbrachten die zweite Halbzeit draußen bei den Imbissbuden. Sie hatten zu viel gesehen und weder Kraft noch Lust für weitere Gegentore, von denen jedem bewusst war, dass sie noch kommen würden. Ich selbst könnte das nicht: einfach das Stadion (vorzeitig) verlassen, zu spät kommen, eher gehen, ganz freiwillig. Doch ein wenig konnte ich sie ja wirklich verstehen. Wer von uns wollte schon sehen, wie der VfB hier abgeschlachtet wird.

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Die amüsanten Sichtweisen des René Rohde

So standen sie nun, draußen vor den neu eingerichteten Drehkreuzen, mit dem Bier in der Hand. Das Tor von Timo Werner sahen sie nicht, so wunderschön heraus gespielt, in einem kurzen Augenblick offenbarten sich die spielerischen Qualitäten einer bereits überrollten Mannschaft. Dass das Tor nicht gegeben wurde, sahen sie nicht. Dass es doch kein Abseits war, sahen sie nicht. Auch René Rohde sah es nicht und bescherte uns innerhalb von 30 Minuten die dritte spielentscheidende Fehlentscheidung. So viel Unfähigkeit wäre beinahe zum Lachen, wenn es nicht zum Weinen wäre.

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Ein kurzer, dafür umso lauter Jubel im Gästeblock, der so schnell ging, wie er gekommen war. Sofort wandte ich mich an meine Nebensteherin und Mitfahrerin Ingrid, mit der ich schon unzählige Auswärtsfahrten erlebt hatte, es würde zu dieser Partie passen, wenn es kein Abseits gewesen wäre. Wenige Sekunden später bestätigten das mehrere Bundesligaticker. Was sollte man dazu denn überhaupt noch sagen? Wir konnten nur warten, bis es vorbei ist. Und hoffen.

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So ironisch es auch erschien, das zu Unrecht aberkannte Tor von Timo Werner gab auch der Mannschaft Hoffnung, die sich daraufhin ein paar gute Gelegenheiten erspielten. Dabei schauen wir gerne mal über die Tatsache hinweg, dass die Gastgeber zwei, drei Gänge zurückschalteten und nicht mehr mit aller Macht noch weitere Tore erzielen wollten. Sie schleppte sich lange und zäh dahin, die zweite Halbzeit ließ die letzte Fahne zum Stillstand kommen und die letzte Stimme verstummen.

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Erlöst

Zehn Minuten vor Schluss war die Gefahr weiterer Gegentore noch nicht vollends gebannt, doch trotz der vier Bayern-Tore muss man betonen, dass es ohne die Glanztaten von Przemyslaw Tyton noch deutlicher hätte stehen können. Für die letzten paar Minuten fasste sich auch der Gästeblock ein Herz, wir hatten genug von der ungeliebten Schickeria und erhoben unsere Stimme für unseren VfB und holten uns den akustischen Lärmpegel zurück. Der VfB war hier hoffnungslos untergegangen, doch wir Fans waren es nicht, ein emotionaler Moment, ohne jeden Zweifel.

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Auf Nachspielzeit wurde verzichtet, um ca. 17:18 Uhr waren wir erlöst. Die Bayern-“Fans“, die noch nicht schon Minuten zuvor das Stadion verlassen hatten, klatschen kurz brav in die Hände und verschwanden dann schnell. Wie ätzend langweilig es doch sein muss, wenn einem die Gewohnheit jede Emotionalität raubt. Natürlich sind sie nicht alle so, selbst ich zähle Bayern-Fan Josef aus Passau mit seiner Bilderbuchfamilie zu jenen, vor denen ich den Hut ziehe und zu jeder Tages- und Nachtzeit ein Bier trinken würde, ohne groß darüber nachzudenken. Solche Menschen bleiben eine Seltenheit – genau wie die Punktgewinne in München.

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Ein paar wenige applaudierten aufmunternd, ein paar wenige pfiffen und winkten ab, der Rest schaute einfach nur verständnislos auf die Mannschaft hinunter, die ihren eigenen Ansprüchen ein weiteres Mal nicht gerecht wurde. Schnell packten sie zusammen, die Busse warteten bereits und niemand verspürte den Drang, noch länger an dieser Brutstelle des Unheils zu verweilen. Es tat weh, zu sehen, wie chancenlos wir waren, doch spürte ich auch einen Hauch von „Egal“. Niemand hatte viel erwartet, den meisten Stuttgartern blieb dennoch das Lächeln auf den Lippen.

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Vielleicht (auch nicht)

Finster war es geworden, nur das rote Leuchten des Schlauchboots war von weitem noch zu sehen. Keiner von uns fünf, die wir am Morgen gemeinsam aufgebrochen waren, hatte sich die Straße gemerkt, in der wir den Transporter auf dem Trottwar abgestellt hatten. Eine Anwohnerin meinte noch vor dem Spiel, es wäre riskant, die Politessen würden hier verstärkt kontrollieren und Strafzettel verteilen. Auf die Frage, was es denn koste, sagte sie „Zehn Euro“ – genauso viel wie im Parkhaus. An der Scheibe des Autos, das sich noch hinter uns gequetscht hatte, hing ein Zettel an der Windschutzscheibe – an unserer nicht.

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Die Heizung wärmte meine Füße, während ich unermüdlich die 725 entstandenen Bilder sichtete und mit der Bearbeitung begann, die mich noch bis beinahe Mitternacht in Beschlag nehmen sollte. Viel gesprochen wurde nicht, und wenn, waren es doch die immer gleichen Worte, ich solle mich doch über so ein Spiel nicht aufregen. Es lohne sich einfach nicht. Das mag stimmen, doch beschäftigt es mich, mehr als es sollte, doch mein Frust war groß.

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Drei Mal gravierend vom Schiedsrichter betrogen und am Ende öffentlich als Schande degradiert. Vielleicht hätten wir das Spiel auch so verloren. Vielleicht hätten die Bayern dann noch ein paar reguläre Tore erzielt. Vielleicht hätte sich die Mannschaft selbst beweisen können, dass sie in der Lage ist, über sich selbst und über die eigenen Gegebenheiten hinauszuwachsen. Vor uns steht nun die Länderspielpause. Zeit genug, um die Wunden zu lecken. Auf ein Neues gegen den Tabellenletzten aus Augsburg. Wohl ist mir dabei nicht – doch wann habe ich schon einmal ein gutes Gefühl?

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