Es tut weh. Nicht, dass man gegen Frankfurt zuhause verloren hat. Auch nicht, dass man nach drei Spieltagen mit zehn Gegentoren nicht einen einzigen Punkt geholt hat. Erst recht nicht, weil noch so viele Spiele zu spielen und so viele Punkte zu vergeben sind. Es tut weh, mit anzusehen, wie das, wo man so viele Hoffnungen hinein investierte, vielleicht gar nicht funktioniert. Das Konzept des Trainers mag durchaus das richtige sein – aber passt es zu genau dieser Zeit zu genau dieser Mannschaft? Erste Zweifel werden wach, ob das wirklich gut gehen kann.

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Der Tag danach ist immer der Härteste. Wenn sich der größte Frust nach der Partie gelegt hat, die Emotionen ein wenig abgeklungen sind und das Spiel noch einmal in voller Länge begutachtet und analysiert wurde, bleibt man doch häufig mit einer ernüchternden Erkenntnis zurück: dass man sich viel mehr davon erwartet hat. Die Trendwende sollte es sein, wie einst beim letzten Heimspiel gegen Frankfurt im vergangenen März. Und wurde doch nicht mehr als eine Abreibung.2015_08_29_VfB-Frankfurt_02

 

Gefallen auf den Boden der Tatsachen. War das euphorische Testspiel gegen Manchester City der wohl größte Blender der letzten Jahre? Man mag vielleicht keine drei Siege zum Auftakt erwarten können, doch dass es uns derart hart treffen würde, hatte wohl niemand von uns gedacht. Alexander Zorniger hatte in die Mikrofone gesprochen und meinte, es täte ihm leid um die positive Stimmung, die nun bei den Leuten zunehmend abnimmt. Ich muss ihm beipflichten.

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Unruhe im Anmarsch

Auch mir tut es leid für all den Optimismus, der verbreitet wurde. Was hatten wir nicht für wohlwollende Hoffnungen, nach all den üblen Jahren einmal keine Sorgen haben zu müssen. Ist es zu viel verlangt, einmal nicht gegen den Abstieg spielen zu müssen? Ein neues Konzept braucht Zeit, diese sollte man dem Coach auch zugestehen. Einzig und alleine die Zeit macht mir Sorgen, denn dafür ist das Umfeld einfach nicht entspannt genug. Zuviel Druck von allen Seiten. Und vor allem eine Frage: Wird das System auf kurz oder lang aufgehen?

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Nicht die Punktlosigkeit macht mir Sorgen, sondern das offensichtliche Kopfproblem. Lautstark wurde ich angefeindet bei meinen Kommentaren zum Spiel in Hamburg, die zugegebenermaßen mehr Frust als Logik in sich trugen, doch war es genau das, was ich bereits vor einer Woche vermutet hatte: Wer zwei Mal die klar bessere Mannschaft ist und null Punkte davon mitnimmt, der tut sich mit jedem einzelnen Spiel nur schwerer und schwerer, das Selbstbewusstsein schwindet, bis schließlich von dem offensiven Powerplay, auf dass der Coach schwört, nichts mehr übrig ist.

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Ich bemühe mich wirklich, die Ruhe zu bewahren. Aber was ich auch tu, es mündet in dem einen enttäuschten Gedanken, dass diese Saison eben nicht sehr viel erfolgreicher werden würde, als die zurückliegende. Nichts wünsche ich mir beim Fußball mehr als eine Saison der Ruhe, geradezu der Langeweile. Bloß nicht wieder Abstiegskampf – das ertrage ich nicht! Wozu ist diese Mannschaft im Stande? Welche Früchte tragen die Arbeit des Trainers? Und vor allem, wird allen die Zeit gegeben, das unter Beweis zu stellen? Ein unumstritten gefährliche Phase für den Verein.

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Auf der Suche nach Optimismus

Nicht auszudenken, wenn das Experiment Powerplay scheitern sollte. Alexander Zorniger wird sich selbst hinterfragen müssen, ob das sture Spiel durch die Mitte das richtige Mittel ist. Man steht am Scheideweg, an dem sich zeigen wird, ob man dazu in der Lage ist, zu neuen Ufern aufzubrechen, oder man weitere Jahre gegen den Abstieg spielen muss und man sich damit abfinden sollte, dass es lange nicht mehr besser werden würde. Vor genau zwei Jahren startete ein Neuanfang mit Thomas Schneider, der zur falschen Zeit am rechten Ort war. Felix und ich tranken ein Bier auf den Neuanfang und wogen uns in der Hoffnung, das alles besser wird. Der Ausgang ist bekannt.

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Alles, was ich denke, sage oder tue, ich kann den Lauf der Dinge nicht beeinflussen. Ich stehe nicht unten auf dem Rasen und soll die Tore schießen. Ich bin auch nicht für die Zusammenstellung des Kaders verantwortlich, oder stehe an der Seitenlinie und muss der Mannschaft sagen, was sie zu tun und zu lassen haben. Nein, ich bin nur ein Fan, eine Fotografin und eine Blogschreiberin, die ihre Meinung kund tut, die nicht jedem gefallen muss. Ich habe Angst, um die Zukunft des Vereins und für diese Saison, die noch so jung ist. Das sei mir auch zugestanden.

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Es geht schon irgendwie weiter, das war schon immer so und wird auch immer so sein. Wann immer ich dachte, der Verein sei am Ende, nichts und niemand könnte ihn mehr retten, dann kam immer einer wie zuletzt ein gewisser Daniel Ginczek. Wann immer der Frust kaum größer sein konnte und die Hoffnung auf Punkte am Boden lag, kam ein Sieg zum unerwartetsten Zeitpunkt. Das alleine sollte mir doch ein kleines bisschen Optimismus in mein Leben bringen, nicht wahr? Aber nicht immer ist es wirklich so einfach.

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Von Lieblingsgegnern und guten Samaritern

3:1 war der am meisten gehörte Tipp für den Ausgang unseres zweiten Heimspiels dieser noch jungen Saison. Gegen Frankfurt klappt es meist daheim mit einem Sieg. Doch was sind schon Statistiken? Wann immer eine Mannschaft seit vielen Spielen nicht mehr in der Fremde gewonnen hat oder ein bestimmter Spieler seit vielen Monaten nicht mehr getroffen hat, geht es gegen den VfB, erwachen sie oft aus ihrer Starre und unterstreichen das Merkmal unseres Vereins, nur zu oft der gute Samariter der Liga zu sein.

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Frankfurt hatte nun seit November 2014 nicht mehr auswärts gewinnen können. Doch alleine deswegen hatte ich keine Bauchschmerzen. Wohl aber dafür wegen des mentalen Knacks, den die Spiele gegen Köln und Hamburg hinterlassen haben könnten. Wer in zwei Spielen klar besser ist und die Punkte nicht mitnimmt, wer sollte da im dritten Spiel ein enormes Selbstvertrauen haben? Mit jeder Niederlage wird das sauer verdiente Selbstvertrauen weniger, dabei kommen die ganz großen Gegner erst noch.

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Kaiserwetter. Der perfekte Tag, um drei Punkte zu holen, sollte man zumindest meinen. Vorsicht war geboten auf den paar hundert Metern zum Stadion, stete Unruhe, wenn die Eintracht zu Gast ist. Die Sonne prallte auf unsere Köpfe und brannte mir unbemerkt den wohl letzten Sonnenbrand des Jahres ins Gesicht. Felix verabschiedete sich früh, während ich mich noch mit Freunden traf. Nur noch eine Stunde bis zum Anpfiff, Zeit für mich, meinen Platz einzunehmen. Tief atmete ich durch, noch konnte ich nicht ahnen, was folgen würde.

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Der Gipfel der Respektlosigkeit

Nach der Schweigeminute in Hamburg vergangene Woche folgte nun die letzte Ehre an seiner alten Wirkungsstätte. Ein Moment des Respekts für alle Beteiligten, man hat ihm schließlich zu verdanken, dass der deutsche Fußball nach 2002 rigoros umgekrempelt wurde und mit der Jugendarbeit eine Wende eingeleitet wurde. Man sollte meinen, dass sich hier selbst die Gästefans entsprechend ruhig und respektvoll verhalten – nicht jedoch die mitgereisten Frankfurter, die laut sangen, sprangen und klatschten. Etwas so respektloses muss man sich erst einmal erlauben.

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Geoffrey Serey Dié war zurück. Es war die wichtigste und hoffnungsvollste Personalie an diesem Tag. Nicht auszudenken, was möglich gewesen wäre, wenn er auch gegen Köln und Hamburg fit gewesen wäre. Der Ball rollte und wir erhoben unsere Stimme für unseren Verein, der schon gute Spiele gezeigt hat, sich aber dafür noch nicht belohnen konnte. Punkte müssen her, so schnell wie möglich und so viele wie möglich, und zwar bevor die ersten Mechanismen des allzu bekannten Fußballgeschäfts ins Rollen kommen.

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Es ist nicht der Kopf des Trainers, den ich fordere, wie viele mir nur zu gern ankreiden wollen, es sind die Punkte, die ich fordere, um einer weiteren Horrorsaison schon früh den Riegel vorzuschieben. Getrieben von der Angst, wieder bis zum letzten Spieltag zittern zu müssen und dabei all die positiven Ansätze der neuen Spielidee zu verkennen, sitze ich nun hier, hadere mit dem hochgelobten Konzept, den nicht vorhandenen Punkten, aber vor allem mit mir selbst.

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Die Leiden des Adam H.

Um einen guten Spielaufbau bemüht, sah man ihnen doch die deutlich hohen Temperaturen an, es wirkte alles nicht mehr so energisch wie noch in den ersten beiden Partien. Es dauerte nicht lang, bis sich die größte Baustelle der Mannschaft ein weiteres Mal offenbarte: die Abwehr ist schlichtweg nicht sattelfest, eine große Aufgabe für Robin Dutt, bevor morgen Abend das Transferfenster schließt.

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Ein extrem unglücklicher Akt der Verzweiflung ließ Adam Hlousek, der eine neue Bestimmung in der Innenverteidigung gefunden zu haben scheint, den Ball ins eigene Tor befördern und die Eintracht in Führung gehen. Haste Scheiße am Fuß, haste halt Scheiße am Fuß. Ein schnelles Tor für den VfB hätte ein wenig mehr Ruhe ins Spiel gebracht, nicht zuletzt auch für mich selbst. Keine fünf Minuten später fehltem Martin Harnik wenige Zentimeter zum Ausgleich, einen Schritt kam er zu spät und machte damit den ersten Schritt, der Buhmann des Spieltags zu werden.

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Wirklich geschockt wirkte die Mannschaft nicht und mühte sich, schnell den Ausgleich zu erzielen. Nur das warten darauf wurde zur nervlichen Zerreissprobe. Wieder scheiterte Martin Harnik aus kurzer Distanz, erste leiste Pfiffe waren von der Tribüne zu vernehmen, es sollten nicht die letzten bleiben an diesem Tag.

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Nah am Ausgleich

Das Publikum wurde immer unruhiger angesichts dieser erneuten Vielzahl von eigenen Chancen. Wie einst gegen Köln, als man drückend überlegen war und sich mit Kontern und einem Elfmeter drei Tore einhandelte. Daniel Didavi rutschte nur knapp vorbei, es gab einen viel bejubelten Eckball, der zunächst vergeben schien. Der Ball kam zu Serey Dié, den wir alle schmerzlichst vermisst hatten. Mitten in der gegnerischen Hälfte setzte er an und bewies uns, wie stolz wir sein können, ihn im Kader zu haben.

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Vorbei am ersten Frankfurter, vorbei am zweiten Frankfurter, immer weiter in Richtung Tor, nur noch abschließen musste er, ein kurzer Pass und Daniel Didavi rutschte mit der Fußsohle hinein und drückte den Ball über die Linie. Ausgleich! Ausgleich!!! AUSGLEICH!!! Wir waren zurück in der Partie, schlagartig wurden neue Kräfte freigesetzt, sowohl in der Mannschaft als auch in der Kurve, die vom frühen Gegentreffer sichtlich bedrückt schien.

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Weiter, weiter, immer weiter, nur nicht nachlassen, nur nicht nachgeben! Das Spiel stand auf der Kippe zu Gunsten unserer Mannschaft, die kurzzeitig beflügelt schien, angepeitscht vom unermüdlichen Serey Dié schien es nur eine Frage der Zeit, bis der Führungstreffer fällt. Doch es gibt eben Tage, da gelingt dir nichts, so sehr du dich auch mühst. Martin Harnik hatte immer wieder solche Phasen, da klebte das Pech sprichwörtlich an ihm und nichts wollte gelingen. Es war wieder einer dieser Tage.

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Das Pech am Fuß

Filip Kostic tankte sich durch, so unnachahmlich wie nur er es kann. Nach Arbeitsverweigerung nach seiner verwehrten Freigabe (wohl in Richtung Schalke) sah es nicht aus, als er mustergültig vorlegte und alle voller Hoffnung von ihren Plätzen aufsprangen, viele rissen schon die Arme in die Luft und wollten den Schrei des Jubels ausstoßen. Statt erleichternder Freude ein verzweifeltes Raunen und über den Kopf zusammengeschlagene Hände.

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Aus zwei Metern Entfernung landete er im Tor. Nur leider nicht Ball. Die Pfiffe wurden lauter und lauter, eine harte Bestrafung für einen, der sonst immer alles gegeben hat. Eine solche Chance muss er verwerten, ohne jede Frage. Aber ihn dafür mit derart gellender Missachtung zum Schuldigen zu machen, ist in meinen Augen zu einfach und schlichtweg ungerecht. Wer weiß, welche Wendung diese Partie genommen hätte, wenn… Ja, wenn. Der allseits genannte Tipp von 3:1 wäre in Reichweite gekommen.

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Es wäre verdient gewesen. Doch was ist im Fußball schon gerecht? Es passte ins Bild des fortwährenden Glücklosigkeit, dass es die Frankfurter waren, die nach einem eiskalten Konter kurz vor der Pause zum 1:2 trafen. Minimaler Einsatz, maximaler Ertrag. Das komplette Gegenteil des VfB, der sich fragen muss, warum er mit maximalem Einsatz den minimalen Ertrag hat. Noch war das Spiel nicht vorbei, noch nicht einmal die erste Halbzeit, doch ahnte ich bereits Böses. Wie so oft. Und wurde letztendlich bestätigt. Wie so oft.

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Anfällig im System

Das neue System ist fehleranfällig wie sonst keines der letzten Jahre. Hemdsärmlig rennen sie fast schon blind nach vorne, nutzen dort ihre Möglichkeiten nicht und rennen blindlinks in Konter hinein, die sie zu verteidigen nicht im Stande sind. Es sieht schlecht aus in der Abwehr und kein einziger vermag mir abzusprechen, dass dem nicht so ist. Geschockt drehte ich mich um zu Twitter-Kollegin und mittlerweile Block-Nebensteherin Mareike und fragte sie, wie es nun weitergehe. 2:1 hatte sie getippt, der klassische Hausfrauentipp. Ein knapper Sieg, warum eigentlich nicht?

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Wieder rannte der VfB einem Rückstand hinterher. Wieder nutzten sie ihren zahlreichen und teilweise hochprozentigen Möglichkeiten nicht. Wieder fing ich an, mich zu fragen, wie es nun weitergehen sollte. Sorgenvoll schlürfte ich mein Trinkpäckchen mit pappsüßem Pfirsich-Eistee aus und stellte mir vor, wie es sein könnte, hier eine Partie wie gegen Bremen zu erleben. Auch damals wurde Martin Harnik zum Loser des Spiels abgestempelt, doch rettete ihn der Held des Spiels, Daniel Ginczek. Wiederholung? Warum eigentlich nicht.

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Mit Applaus bedachten Großteile des Publikums den ersten Wechsel beim VfB, für Martin Harnik kam Timo Werner. Als Chancentod verschien, war er mit den wüsten Pfiffen und den vergebenen Großchancen schon bestraft genug. Timo Werner täte gut daran, ein gutes Spiel zu machen, steht er ohnehin schon in der Kritik aufgrund seiner stagnierenden Entwicklung. Die zweite Hälfte begann und die Mannschaft spielte auf die Untertürkheimer Kurve, wo im Schlussspurt der letzten Saison so viele Treffer gefallen waren.

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Stark angefangen, stark nachgelassen

An der Unterstützung der Cannstatter Kurve lag es nicht, auch wenn wir schon stets bessere Auftritte gegen die Frankfurter Eintracht an den Tag legen konnten. Zu den schönsten Momenten gehört das Singen des Pippi-Langstrumpf-Lieds, dass wir uns aber erst erlauben sollten, wenn der VfB auf der Siegerstraße ist. Doch darauf mussten wir vergeblich warten, so schnell sei die Geschichte der zweiten Halbzeit erzählt.

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Mit der Auswechslung von Martin Harnik nahm man nicht nur den Chancentod aus dem Spiel, sondern auch die Torgefahr, denn was der VfB fortan zeigte, hatte nicht mehr viel gemein mit den gezeigten Leistungen gegen Köln und Hamburg. Weniger Zug dahinter, weniger Sprints, womöglich war es die Angst vor weiteren Kontern, die sie ein Stück weit gelähmt hatte. Wirklich viel mussten die Gäste bislang nicht investieren, doch im kompletten Gegensatz zu uns waren sie gnadenlos effektiv.

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Irgendwie den erneuten Ausgleich machen, wie mein guter Freund Gerd zu sagen pflegt, „…und wenns der Linienrichter mit der rechten Pobacke macht“, egal wie, egal wer. Noch war die Hoffnung nicht aufgegeben, doch sie verließ das Spielfeld nach 67 Minuten in Form unseres Torhüters Przemyslaw Tyton. Erneut rannte der VfB in einen Konter, nachdem sich der Keeper nur noch im Stande war, den Kasten zu verlassen und auf Luc Castaignos zuzurennen, der kurz vor der Pause das 1:2 machte.

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Selbst um den Verdienst gebracht

Bastian Dankert zögerte keine Sekunde. Blieben dem VfB bei drei strittigen Strafraumszenen ein Elfmeter verwehrt, erwies der polnische Neuzugang uns nach dem Elfmeter gegen Köln einen erneuten Bärendienst und sah zudem Glatt-Rot. Notbremse. Elfmeter. Platzverweis. Der blanke Hohn der Frankfurter Fans konnte ihm sicher sein. Alexander Zorniger hatte erst einmal gewechselt und musste gezwungenermaßen den einzigen verfügbaren Keeper von der Ersatzbank bringen.

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Odisseas Vlachodimos wartete auf seine Chance und bekam sie nun, schneller als ihm lieb sein konnte. Am platziert geschossenen Elfmeter durch Haris Seferovic konnte aber auch er nichts machen, wenngleich er seine Einwechslung mit wohlwollendem Applaus registrieren konnte. Nun war sie dahin, die Hoffnung, noch etwas zählbares mitzunehmen. Der Druck war raus aus dem Spiel, unverständlich angesichts des Spielstands, auch die tropischen Temperaturen in der prallen Sonne konnten und durften kein Argument sein.

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In gut zwanzig Minuten zwei Tore aufzuholen oder das Spiel gar noch zu gewinnen schien unmöglich. Wohin man auch sah, überall auf den Tribünen sah man die Frankurter jubeln, die wieder zu tausenden angereist waren. Sie hatten gut lachen, verständlich, bei einer derart überschaubaren Leistung auf Sparflamme hier die Weichen auf Auswärtssieg zu stellen. Die Stimme der Kurve war verstummt, der Glaube am Ende.

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Viele Schuldige, keine Antworten

Es war die Glaubensfrage, die sich mit diesem Spiel stellen sollte. Glaubt die Mannschaft an das System? Glaubt der Trainer an die Mannschaft? Glauben die Fans an den Weg, den man eingeschlagen hat? Glaubt man gemeinsam an das Gute, zu dem man zurückkehren will? Ich weiß nicht so recht, wie ich diese Frage beantworten soll. Ich will glauben – aber ich sehe doch die null Punkte, die zu Buche stehen. Auf die kommt es doch am Ende an, nicht auf ein energisches Spiel nach vorne oder ein gutes Gefühl, wenn man der Mannschaft beim Spielen zusieht. Nur die Punkte zählen. Und diese haben wir eben nicht. Noch nicht.

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Der Wille der Mannschaft schien gebrochen, das Spiel plätscherte vor sich hin und mit Bauchschmerzen mussten wir tatenlos zusehen, wie uns die Fans der Eintracht niedersangen. Oft war es der VfB, der am Ende das Lachen auf seiner Seite hatte, doch heute schlug man sich selbst. Wie letzte Woche. Oder vorletzte Woche. Alles Hoffen nutzte nichts, man würde auch dieses Spiel verlieren, so schlecht startete nie ein VfB-Trainer in den letzten Jahren, und von denen hatten wir selbst in meiner noch jungen Laufbahn als Fan schon einige.

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Hoffentlich würde diese Partie bald vorbei sein. Das 1:3 spiegelte nicht einmal ansatzweise die tatsächlichen Verhältnisse auf dem Feld wieder, doch an solchen Tagen wirst du halt einfach überrollt vom Unglück. Dass dann noch das 1:4 gefallen war, war an Bitterkeit nicht zu überbieten. Alle Tore fielen entweder durch blöde Konter oder den Bärendienst von Tyton, der sich eigentlich mit dem derzeit noch verletzten Mitch Langerak einen Zweikampf liefern sollte. Ob Odi seine Chance nun nutzt, wird man abwarten müssen.

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Wie soll es weitergehen?

An ihm lag es heute nicht. Auch nicht an Przemyslaw Tyton. Auch nicht an Martin Harnik. Auch nicht an Adam Hlousek. Es lag an allem, in der unglücklichsten aller Kombinationen. Gegen Köln und Hamburg zeigte man noch eine weit ansprechendere Leistung, doch selbst heute hätte man nicht verlieren müssen. Tiefe Sorgenfalten auf meiner Stirn, wenn ich an die wirklich harten Brocken denke, Bayern, Dortmund, Wolfsburg, was würden die erst mit uns anrichten, wenn wir dieses Harakiri nicht in den Griff bekommen.

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In den letzten verbleibenden Minuten hörte man nur noch die Frankfurter. Weite Teile von Haupt- und Gegentribüne hatten bereits die Flucht ergriffen, viele registrierten nicht mehr, welches Pfeifkonzert auf die Mannschaft niederprasselte, als sie zaghaft in Richtung Kurve gelaufen waren. Gutheißen kann ich das nicht, aber Grund für Applaus gab es diesmal schließlich auch nicht. Einfach nur bitter, einfach nur traurig, dabei hatte man doch so große Hoffnungen in die Mannschaft, in den Trainer, ins neue System.

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Wortlos stand ich da, brachte keinen Ton heraus und fragte mich innerlich, ob das gerade wirklich passiert war. Die Kurve leerte sich schnell, waren viele ja schon beim spätestens vierten Gegentreffer gegangen. „Es kommen wieder bessere Zeiten“, das höre ich immer, wann immer ich mit Frust zurückbleibe. Meine Antwort ist seit Jahren stets die selbe geblieben: „Wann denn?“.

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Eine Frage der Geduld

Nach Hause liefen wir noch nicht, Felix und mich zog es nach der Verabschiedung von Freunden und Bekannten ausnahmsweise in Richtung Haupttribüne, wo ich mich mit meinem Chef und seiner Frau verabredet hatte. Als ich erfuhr, das die beiden im Stadion sind, drückte ich meinem Arbeitgeber, für den ich seit fünf Jahren im Einsatz bin und der mir mit einem namentlich beflockten Trikot das schönste aller Jubiläumsgeschenke gemacht hatte, die Kamera in die Hand: „Mach dich mal bitte nützlich!“ – er hielt Wort und fotografierte fleißíg für mich mit.

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Die Spielauswertung vom Montagmorgen kurzerhand im Schatten des Bonzenstegs, betretene Gesichter, wobei das auch nur mir so ergangen sein mag. Die meisten haben die Hoffnung noch nicht verloren, so auch ich nicht, doch habe ich schlichtweg Angst vor dem, was kommt. Vor Selbstbewusstsein strotzen sie nicht, Punkte sind dringend notwendig, um den Glauben an den neuen Weg aufrecht zu erhalten.

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Normalerweise sei Alexander Zorniger diese Zeit zugestanden, ich bin mir nur nicht sicher, wieviel Zeit er dafür noch hat. Der Zahn der (punktlosen) Zeit nagte auch einst an Thomas Schneider und vielen anderen seiner Trainerkollegen. In zwei Wochen geht es nach der Länderspielpause weiter bei der Hertha, die heute den Transfer von Vedad Ibisevic vermeldeten. Es würde ins Bild des unglücklichen VfB passen, wenn er es ist, der uns nach über anderthalb torlosen Jahren beim VfB die nächste Niederlage zufügt. Da könnte man fast vom Glauben abfallen.

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