Da war gar nichts mehr. Nur noch Frust. Enttäuschung. Verbitterung. Dabei hatte die Saison noch nicht einmal angefangen. Mit hängenden Köpfen fuhren wir am Tag zuvor heim, mit 2:0 unterlag der VfB beim Zweitligisten in Bochum. Welch eine Schmach, welch eine Schande. Wirklich mit der Möglichkeit des Ausscheidens geplant hatte der VfB offenbar nicht und vereinbarte bereits Monate zuvor mit Krombacher ein Benefizspiel im benachbarten Fellbach. Niemand hatte auf dem Schirm, dass die Köpfe tief hängen würden und sie sich die Frage gefallen lassen mussten, was am Tag zuvor passiert war.
Felix und ich hatten das Testspiel ohnehin auf dem Plan, doch im Vorfeld schon die Karten dafür zu besorgen, daran dachten wir nicht und wurden kurz zuvor an der Tageskasse vorstellig. Zwölf Euro pro Person wollten sie von uns haben, ein echter Wucherpreis, doch war es vielmehr der nicht enden wollende Frust, den ich noch nicht verarbeitet hatte, und der mich wahrscheinlich auch noch bis tief in die Saison begleiten wird, während Andere schon vergessen haben, was passiert ist.
Eigentlich ein Tag wie gemalt für einen Freundschaftskick: Kurze Entfernung, passable Imbisspreise und herrliches Sommerwetter. Mir wäre lieber gewesen, der VfB hätte sich gegen Bochum durchgesetzt und wäre in die nächste Runde eingezogen, ohne sich auf größtmögliche Art und Weise zu blamieren. Eine Ladung Sonnencreme verrieb ich in meinem Gesicht und auf meinen Armen, bevor es vor knapp 3.200 Zuschauern losgehen konnte.
Nur 2:2 zur Halbzeit
Eine Aufmunterung sollte es sein, und es sah so aus, als würde der Plan voll aufgehen, als Marco Rojas und Timo Werner in nicht einmal einer halben Stunde den VfB auf die Siegerstraße brachten. Die Minen hellten sich ein wenig auf. Lange hielt die Freude aber nicht an, denn der Landesligist aus Fellbach konnte nicht nur den Anschlusstreffer erzielen, nein, er glich gar noch aus kurz vor der Pause. Am Tag nach dem Pokal-Aus bei einem Zweitligisten steht es nun Remis gegen einen Landesligisten. Was soll das bitte für eine Scheiße sein?
Viel Grund zum Jammern gab es nach dem Seitenwechsel im Max-Graser-Stadion nicht mehr. Viel waren die Gastgeber gelaufen, die Beine machten langsam schlapp und die Tore fielen reihenweise. Am Ende des Tages stand es 11:2, die Gastgeber, Veranstalter und die Fans beider Seiten schienen zufrieden. Der Landesligist ließ sich vor der eigenen Haupttribüne feiern, bevor sämtliche zuvor ausgeteilte Klatschpappen wieder in der Papiertonne verschwanden, wo sie von vornherein hingehört hatten.
Nach der Freundschaftspartie gab sich die Mannschaft noch für eine Autogrammstunde die Ehre und erfüllte den Wunsch eines jeden kleinen Fans, bevor sie wieder in den Bus gestiegen waren. „Furchtlos und treu“ war darauf zu lesen, sie müssen nun in der Bundesligasaison, die in einer Woche beginn, beweisen, dass sie es auch sind. Für ein paar Fotos mit Spielern riss ich mich dann doch zu einem zaghaften Lächeln hin – doch saß der Stachel noch tief.
33 Jahre, gebürtig aus Leipzig, seit 2010 wohnhaft in Stuttgart – Bad Cannstatt. Dauerkartenbesitzerin, Mitglied, ehemalige (Fast-)Allesfahrerin und Fotografin für vfb-bilder.de. Aus Liebe zum VfB Stuttgart berichte ich hier von meinen Erlebnissen – im Stadion und Abseits davon.
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