…schlägt mein Herz in weiß und rot. Ich lass dich niemals allein, du bist ewig mein Verein. Wir werden niemals untergehn, solange unsre Fahnen wehn. Minutenlang klang uns das Lied in den Ohren und führte uns letztendlich dahin, wonach wir uns nach so vielen Monaten so leidenschaftlich gesehnt haben: den Heimsieg, den Moment, in dem die ganze Kurve tobt. Es ist lange her, seit der VfB den letzten Sieg eingefahren hatte, umso größer sind nun die Erleichterung und die Freude.
Es wäre ja auch zu schön gewesen. Gerade eben noch schaute ich ungläubig auf die große Anzeigetafel links neben mir und konnte nicht fassen, was ich da sah. 0:2 stand da in riesigen Lettern geschrieben, um mich herum eine ausgelassene Stimmung, wie sie es schon seit ewigen Zeiten nicht mehr gegeben hat. Und doch kam es am Ende anders. Dankbarkeit, zumindest einen Punkt mitzunehmen, sieht anders aus. Den Sieg verschenkt, den man gerade noch auf dem Serviertablett hatte. Das ganz üble Spiel blieb uns erspart, ein weiteres Mal am Ende den Dreier zu verschenken, ist am Ende aber fast noch übler.
Mit leeren Blicken starrte ich auf das Spielfeld hinaus, wie bereits zuvor in dieser Saison, wie bereits zuvor in der letzten Saison, wie bereits zuvor in der Saison vor der letzten Saison. Die tollen Zeiten sind vorbei. Es blieb ruhig in Bad Cannstatt. Jedenfalls fürs Erste. Wirklich überraschend kam es für die wenigsten von uns. Wir wussten, wie groß die Verunsicherung der Mannschaft schon zu diesem Zeitpunkt der Saison ist, es fehlt an Toren, und meist auch, an der Gier nach eben solchen.
Warum tu ich mir das eigentlich noch an? Weil ich es mir so ausgesucht habe. Mit einem schweren Kopf hänge ich motivationslos über der Tastatur. Nur langsam setzt die Wirkung der Schmerztablette ein, die ich mir vor wenigen Minuten eingeworfen hatte. Es trifft die aktuelle Situation beim VfB ganz gut – die Sorge um den eigenen Verein verursacht Kopfschmerzen. Immer wieder kreisen meine Gedanken um das Unabwendbare, das uns bevorsteht, wenn der Schalter nicht umgelegt wird. Dabei dachten wir alle, es könne nicht schlimmer kommen als in der vergangenen Saison.
Langsam und bedächtig lief ich umher, meine Hand streifte über Wände und Türen, ehrfürchtig schaute ich mich um. Kaum einen Ort kenne ich besser als diesen hier, und doch war es so anders, so merkwürdig, so beeindruckend. Gedankenverloren stand ich am Anstoßpunkt im Neckarstadion, starrte auf die vollkommen leere Cannstatter Kurve vor mir, schloss die Augen und atmete tief durch.
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