Hier sitze ich nun, im improvisierten “Büro” im Hause meiner Eltern, im schönen Leipzig, das ich vor mehr als 2 Jahren verließ, um in Stuttgart glücklich zu werden (was ich auch wurde). Lange ist es her, seit ich das letzte Mal Silvester mit meinen Eltern und meinem Bruder gefeiert habe. Für 5 Tage sind Felix und ich hier, Zeit genug, um zwischendurch ein wenig zurück zu blicken, was 2012 für mich bereit gehalten hatte: viele VfB-Spiele, eine Knie-OP und jede Menge Spaß und Freude.
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JANUAR
Dieses Jahr war es von langer Hand geplant, im Kreise der Familie zu feiern, das war die letzten Jahre nicht immer so. Mangels gescheiter Planung verbrachten Felix und ich die letzten Silvesterstunden auf einem Weinberg am Cannstatter Zuckerle, tolle Sicht über Stuttgart und aufs Feuerwerk. Bei Nieselregen klackerten die Auslöser unserer Kameras, angestoßen wurde später mit einer Mini-Flasche-Sekt aus Frei.Wild-Plastikbechern.
Seit einem halben Jahr durfte ich mich stolze Besitzerin einer digitalen Spiegelreflexkamera nennen, meine Canon EOS 500d will ich gar nicht mehr missen. Es dauerte einige Zeit, bis ich die Einstellungen kennen gelernt habe und die Zeit und Muße hatte, mit den Modi herum zu experimentieren. Ich stieg um auf RAW-Fotografie, ein Mehr an Bearbeitungsaufwand und ein sehr großes Mehr an benötigtem Speicherplatz. Doch die Möglichkeiten sind ungeheuer groß.
Das letzte Wochenende vorm Rückrundenauftakt auf Schalke. Was tun mit der zur Verfügung stehenden Zeit. Dick eingepackt in der Januarkälte setzten wir uns ins Auto und fuhren in Richtung Tübingen, die Stadt anschauen, Kaffee trinken, Essen gehen, Fotos machen \” eine nette Abwechslung zum aufregenden “Alltag” des Fußballs. Es wurde zum ersten RAW-Projekt, die Entscheidung bereue ich nicht, tolle Fotos trotz tristem Wetter.
Ich war mit Sicherheit nicht die Einzige, die sich an das sensationelle 7:0 erinnerte in der Saison 2010/2011, als man hier die Borussia aus Mönchengladbach aus dem eigenen Stadion schoss, in einer Zeit, als man selber alle Hände voll zu tun hatte mit dem Abstiegskampf. Es hatte nicht sollen sein. Man hätte noch Stunden und Tage weiter spielen können, und hätte dennoch kein einziges Tor zu Stande gebracht.
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FEBRUAR
Nur noch wenige Tage bis zur geplanten Knie-Operation, danach würde ich erst einmal mindestens 2 Monate stark eingeschränkt sein, was meine Bewegungsfähigkeit angeht. Umso mehr genoss ich das letzte Auswärtsspiel, bei Eiseskälte ging es gemeinsam mit der Stuttgarter Fanszene von Düsseldorf nach Leverkusen, 4 Stunden auf dem Rhein geschippert, am Ende noch einen glücklichen aber sehr verdienten Punkt geholt, ich war zufrieden, ein toller Tag. Und die Gewissheit, dass es immernoch gute alte Hausmittel sind, die wirken: nach der Heimkehr die unterkühlten und verkrampften Beine mit Franzbranntwein eingerieben. Hat gstongge wie Sau, tat aber gut!
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So schön der Ausflug nach Leverkusen auch war, es war nicht das allerletzte Spiel vor meiner OP. Definitiv not amused war ich nach dem, sagen wir es mal höflich, “schwachen Auftritt” im DFB-Pokal-Achtelfinale gegen die ungeliebten Bayern. Fredi Bobic machte seinem Unmut Luft, entschuldigte sich für das mehr als verdiente Ausscheiden bei den Fans. Die Laune verhagelte es mir trotzdem.
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Der Tag X war gekommen. Seit mehreren Monaten führte mich ein Spießrutenlauf über diverse Hausärzte und Orthopäden schlussendlich zur Sportklinik Stuttgart im Cannstatter Kurpark. Anfang des Jahres fällte ich die Entscheidung, mich operieren zu lassen, das linke Knie war nach 2 Kniescheibenluxationen so stark vorgeschädigt, dass ich es fixieren ließ. Die OP erlebte ich per Spinalanästhesie bei vollem Bewusstsein, es war spannend und aufregend, die Spiegelung des Knies verfolgte ich auf dem Bildschirm neben mir. Alles verlief bestens, Felix wartete nach der 45-minüten Express-Operation mit einem nahezu komplett signierten VfB-Jahrbuch mit Widmungen und Genesungswünschen der Mannschaft auf mich. Da kullerten die Tränen der Freude.
Schmerzmittel auf Knopfdruck, ein bequemes Bett, eine angenehme Zimmergenossin, nette Ärzte und Pflegepersonal, unerwartet gutes Essen und Sky im TV \” ich hätte mich eigentlich nicht beschweren können. Dennoch brach es mir das Herz, als ich ans Bett gefesselt mit einer bewegungsverhindernden Schiene am Bein im Fernsehen mit anschauen musste, wie der VfB mit 5:0 gegen die Berliner gewann. Das erste verpasste Heimspiel seit dem 12. April 2009 \” ich habe nicht mal die 3 Jahre voll machen können. Da kullerten dann aber die Tränen der Enttäuschung.
Nach 5 Tagen wurde ich aus der Klinik entlassen, nach den ersten verordneten Physiotherapie-Behandlungen war es wieder soweit, ich konnte wieder zum Fußball gehen.”Gehen”, das war so eine Sache. Viele Stunden vor Anpfiff, mit 2 roten Krücken unterm Arm, im Schneckentempo zur Haupttribüne, 1.Reihe. Eine völlig neue Perspektive, ein wunderschöner Tag mit einem tollen 4:1 gegen die Gelbfüßler aus Freiburg. Für Tage wie diese lohnt es sich, zu kämpfen.
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MÄRZ
Knie: Reha
3 Wochen war ich krank geschrieben, die erste Woche war Felix bei mir Zuhause geblieben, die restliche Zeit musste ich mir selber helfen. Ich trug noch eine bewegungslimitierende Schiene, die mir Bewegungsfreiheit bis 30 Grad Beugung ermöglichte. Es ging zurück ins Büro, ich organisierte mir schon vor meiner OP Asyl bei meinen im Erdgeschoss sitzenden Kollegen aus dem Programmier-Team, der Weg ins Dachgeschoss wäre mit Krücken zu anstrengend geworden. Immer wieder nebenbei etliche Physiotherapiestunden, viel Arbeit, viel Training, eine harte Zeit.
Warum musste das verpasste Spiel auch unbedingt ein 5:0 sein? Hätte es nicht dieses Spiel gegen Kaiserslautern sein können? Auf dem Oberrang der Haupttribüne ließen wir uns nieder, sahen ein beschämendes und enttäuschend schwaches 0:0 gegen die Pfälzer. Dennoch war es eine erneut andere Perspektive, für meinen Geschmack aber viel zu sehr vom Geschehen weg. Für kein Geld der Welt würde ich meinen eigentlichen Stammplatz bei den treuen Fans im Stehblock aufgeben, um fast unterm Dach lediglich das ganze Spielfeld im Blick zu haben.
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Ein letztes Mal mit Krücken ins Stadion. Mit der Schiene war ich bereits auf 60 Grad, was wesentlich mehr Bewegungsfreiheiten ermöglicht als mit lediglich 30 Grad. Ein knapper 1:0-Sieg gegen Nürnberg, tolles Fußballwetter, ein super Tag. Das dritte und letzte Mal auf der Haupttrübüne, diesmal auf der Seite zur Cannstatter Kurve hin. Alle 3 Male auf der Haupttribüne hatte ich meine Spiegelreflexkamera dabei, super Sicht auf die Fans und die Kurve, die Bilder hängen heute in unserem Wohnzimmer. Der einzige Grund, warum es auf der Haupttribüne doch nicht so schlecht war, wie ich dachte.
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Oh Gott, mein Herz! Ungläubig sank ich auf dem Bett zusammen, soeben hatte der VfB in letzter Sekunde den Ausgleich bei Borussia Dortmund erzielt. Es sollte eingehen als das beste Spiel der Saison 2011/2012, fester Bestandteil eines jeden Jahresrückblicks. Wir waren nicht dabei \” das legendäre Spiel wurde Opfer meiner 2-Monats-Regel: keine Auswärtsspiele in den ersten 2 Monaten nach der OP. Nur wenige Tage später war die Frist abgelaufen, ich ärgere mich noch heute. Dennoch bin ich froh, dass ich es im TV gesehen habe, ich fand kurzfristig doch noch einen Abnehmer für die 2 Tickets zum parallel in der Stuttgarter Schleyerhalle stattfindendem BossHoss-Konzert. Das Spiel gar nicht gesehen zu haben, hätte mich nur noch mehr geärgert. 4:4. Alter.
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APRIL
Schmeiß die Krücken weg! Dankbar und erleichtert durfte ich nach 2 Monaten endlich die Krücken dauerhaft beiseite stellen, nachdem ich sie eine Woche zur Sicherheit immernoch mitgenommen hatte. Auch die Physiotherapie war überstanden, von einer vollständigen Genesung konnte jedoch noch keine Rede sein. Ich gab mein Bestes und war nicht untätig in dieser Zeit.
Lange habe ich darauf gewartet, nach fast 2 Monaten war es soweit: ich kehrte in die Kurve zurück. Ein zelebrierter Moment, als ich langsam und bedächtig die Treppenstufen herunter stieg. Vorsicht war dennoch geboten, fürs erste wollte ich wildem Hüpfen und unkontrolliertem Pogo lieber aus dem Weg gehen. Das Spiel gegen Mainz war nicht nur das erste im Stehblock nach meiner OP, sondern auch der Beginn jener Zeit, in der man sagte: “Wenn du gegen den VfB Stuttgart führst, hast du praktisch schon verloren” \” in Rückstand geraten, ausgeglichen, gedreht, und das dann noch hoch gewonnen. Ein tolles Spiel, eine tolle Zeit.
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Ostermontag, arbeitsfrei. Der VfB hatte uns schon 3 schöne Ostereier, bzw. Punkte ins Nest gelegt, nach 2 Monaten mit einigen verpassten Spielen, wollte ich das so schnell wie möglich wieder aufholen. Die Wahl fiel auf einen Abstecher in die Regionalliga, wo wir das Auswärtsspiel der Reutlinger in Filderstadt-Bonlanden besuchten. Die (Fan-)Freundschaft zwischen Stuttgartern und Reutlingern ist lokal bekannt, selbst den Spielverlauf schien man sich abgeschaut zu haben. Bei Nieselregen dokumentierten wir das gedrehte Spiel der Reutlinger. Gerne mal wieder.
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Endlich wieder auswärts mit dem VfB! Es ging nach Augsburg in die Puppenkistenstadt. Bis Mittags wurde noch gearbeitet, ich fuhr danach nach Cannstatt zurück und wurde dort von Felix am Neckarstadion abgeholt. Etwas befremdlich, war doch heute kein Heimspiel sondern spielte der VfB 170 Kilometer westlicheren Augsburg. Auch hier wusste der VfB erst zu erfreuen, nachdem sie nach nur 5 Minuten zurück gelegen hatten. Beste Stimmung bei 3.000 mitgereisten Stuttgartern, das Knie hielt stand auf den steilen Stufen des Stadions.
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Es fühlte sich gut an, endlich wieder nahezu ungehindert zum Fußball gehen zu dürfen. Die 3 Heimspiele gegen Freiburg, Kaiserslautern und Nürnberg handhabten Felix und ich es so, dass er das Auto morgens am Schlachthof parkte und wir mit dem Bus zum Stadion fuhren, während es rückzu mit dem Auto ging. Nun war wieder komplett laufen angesagt, wichtiges Training für das sich erholende Knie. Oh du wunderschöner VfB, du hilfst bei meiner Genesung! Ich werde nie vergessen, wie Martin Harnik nach dem tollen Sieg das Megaphon krallte und das Europapokal-Lied anstimmte. Letzte Saison noch knapp dem Abstieg entgangen, nun ging es in Richtung internationales Geschäft.
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Tags darauf trafen wir unsere Freunde und Bekannten aus der Kurve bereits schon wieder. Gestern noch im Stehblock nebeneinander gestanden, ging es heute um eine uns wichtige Sache: das alte VfB-Wappen, für dessen Rückkehr sich die Fanszene geschlossen einsetzt. Mit Fahnen und Bannern zogen wir lautstark und farbenfroh die Königsstraße entlang bis zum Schlossplatz, ich vorneweg mit der Spiegelreflexkamera. Eines dieser Fotos schaffte es in den Fankalender 2013 (Monat April), wurde diverse Male abgedruckt und die erfolgreiche Aktion auf dem Schlossplatz brachte neue Bekanntschaften ein, die ich nicht mehr missen möchte.
Der beste Beweis dafür, dass es für jede Regel eine Ausnahme gibt. Die Hoffnungen waren groß, als wir nach Köln gereist waren, der Saisonendspurt des VfB und die Aussicht aufs internationale Geschäft lockten 5.000 aus ihren Löchern hervor, viele von Ihnen sieht man nur, wenn es dem VfB gut geht, sobald es schlecht läuft, verschwinden Sie wieder und trennen die Spreu vom Weizen. Fast schon “erwartungsgemäß” der Rückstand, der geradezu für Freude sorgte, hat es uns ja oft viel Glück gebracht. Erwartungsgemäß auch der Ausgleich, sei er auch noch so kurios gewesen. Für mehr reichte es nicht. Enttäuschung, denn wir hätten das internationale Geschäft hier schon klar machen können.
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Alles Gute zum Geburtstag, mein geliebter Schatz! Felix feierte Geburtstag, ohne große Fete, dafür ganz entspannt auf dem Cannstatter Wasen zum Frühlingsfest. Wir hatten beide eine Woche frei und genossen die Zeit zu Zweit.
Es gibt Wunden, die wollen auch nach langer Zeit einfach nicht heilen. Den besten Beweis dafür lieferte der Ausflug nach München, der mich seit 2009 Jahr für Jahr daran erinnert, dass ich den Weggang der Nummer 33 niemals so recht verdauen konnte. Es ist 3 Jahre her und ich arbeite immernoch daran. An Tagen wie diesen fange ich fast jedes Mal aufs neue an, der Moment, in dem er in das Tor trifft, schmerzt es stets ein bisschen mehr als bei jedem anderen Spieler, den ich mir vorstellen kann.
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MAI
Fast 3 Monate war die OP nun her, ich konnte ohne Krücken, ohne Hinken und vor allem ohne Schmerzen laufen. Fleißig machte ich jeden Tag daheim und im Büro meine Kräftigungs- und Dehnungsübungen für das Knie, dessen Heilung weiter fortschritt. Die Narben werden bleiben, mein Wille, jetzt richtig durchzustarten, war groß. Ich traute mir endlich zu, vorsichtig auf den Sattel meines Fahrrads zu setzen, die Füße auf die Pedale zu setzen und das Knie arbeiten zu lassen. Die erste Radtour, am Neckar entlang Richtung Max-Eyth-See. Das Knie hält stand, der Stolz war groß. Ein schöner Maifeiertag, fernab der riesigen Polizeitaufgebote, Wasserwerfer, Straßenschlachten und brennenden Autos, wie sie Jahr für Jahr meine Heimatstadt erlebt.
Nach einer kurzen Arbeitswoche begleitete uns Vorfreude und Wehmut auf dem 15-minüten Fußweg durch Cannstatts Straßen bis hin zum Stadion. Der Himmel war bedeckt, die Sonne zeigte sich ein wenig. Das letzte Heimspiel,Saisonabschluss gegen Wolfsburg. Mit einer emotionalen und gänsehaut machenden Choreographie begann das Spiel, so wechselhaft wie das Wetter. 0:2-Rückstand, es goss wie aus Eimern, die Wassermassen fielen wie ein Wasserfall vom Stadiondach, binnen 6 Minuten gelang es dem VfB, die Partie zu drehen. Europapokal. Nach einem Jahr Abstinenz durften wir wieder mit dabei sein. Vorfreude auf internationale Spiele, Dankbarkeit für eine letztendlich überaus erfolgreiche Saison: vom Abstiegskampf zum Europapokal. Das wurde entsprechend gefeiert beim Sommerfest unseres Fanclubs aus Weinstadt-Beutelsbach.
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Eben noch große Freude über das Erreichen des Europapokals. Es folgte die große Leere. Sommerpause, welch gruseliges Wort, welch grausame Pein eines jeden Fußballfans. Relativ, wie ich meine. Natürlich würde ich lieber weiterhin zum Fußball fahren, doch bin ich ebenso dankbar für ein paar Wochen der Entspannung. Ganz ohne Fußball mussten wir ja aber nicht sein.
Freie Wochenenden verbrachten wir in der Sommerpause oft mit Tagesausflügen, wie zum Beispiel nach Esslingen. Wunderschöne Stadt, das Wetter war wunderbar. Stadtbummel, unzählige Fotos auf mehreren Speicherkarten, gutes Essen, leckeres Eis zum Nachtisch, und wieder zurück mit der S-Bahn. Das ganze nur 8 Minuten von Bad Cannstatt entfernt. Ich komme wieder, ganz bestimmt.Vielleicht ja schon zum legendären Esslinger Weihnachtsmarkt, dachte ich mir.
Ich hatte es mir geschworen und hielt mich daran. Im Februar, wenige Tage nach der Knie-OP sagte ich noch: “Sobald das mit dem Knie durchgestanden ist, gebe ich Vollgas!” Der Weg in Richtung vollständige Heilung führte mich nach langem Überlegen und Zögern ins Fitnessstudio. Ein erfolgreiches Probetraining, die Unterschrift unter den Vertrag und die ersten Schritte in ein gesünderes und fitteres Leben. Alle 2 Tage lief ich die Straße hinunter, machte dort fleißig mein Krafttraining an den Geräten und schwitzte auf dem Crosstrainer. Es dauerte jedoch, bis sich die Erfolge einstelllten.
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JUNI
Die Zeit des Verzichts war nicht sehr lang. Knapp einen Monat nach dem erfolgreichen Saisonfinale gegen Wolgsburg begann die Europameisterschaft in Polen und der Ukraine. Noch vor 4 Jahren, bei der letzten EM in Österreich und der Schweiz, reiste ich selbst zu den Spielen, diesmal beobachtete ich das Geschehen von daheim aus, mit ein wenig Argwohn und Misstrauen \” ich wurde mittlerweile zum aktiven Fan eines Bundesligavereins und begegne dem Geschehen der Nationalmannschaft mit weit weniger Freude und Emotion, als ich es noch vor 4 bis 6 Jahren tat. Die Daumen drückte ich dennoch, vergebens, im Halbfinale scheiterte man nach schwacher Leistung, erneut gegen Italien.
Jeder wird irgendwann mal älter. Auch ich, 26 Jahre. Solange ich “Happy” und “Birthday” aber noch keine getrennten Wege gehen, genieße ich die Geburtstage. Während ehemalige Mitschülern und Mitschülerinnen bereits Nachwuchs versorgen müssen, fahren Felix und ich noch zum Fußball, solange es geht. Bald gehen die Planungen für die neue Saison los. Meiner größter Wunsch zum Geburtstag: eine 34er-Saison.
Richtig gefeiert wurde erst ein paar Tage später, meine Familie kam aus Leipzig zu Besuch. Nach einem halben Jahr sah ich endlich mal wieder meine Mama, meinen Papa und meinen Bruder wieder. Erste Station: abends ging es zu Felix’ Eltern nach Backnang-Heiningen, gemütliches Grillen, Essen, Trinken, Lachen und Unterhaltungen im Pseudo-Hochdeutsch. Verständigungsprobleme? Gelegentlich.
Tags darauf ging es ins Straßenbahnmuseum, ich erwies damit in erster Linie meinem Bruder einen großen Gefallen, der großer Straßenbahn- und Eisenbahn-Fan ist. Nur wenige Meter von daheim entfernt, unzählige Male auf dem Weg zum Stadion daran vorbei gelaufen, das erste Mal in den warmen und stickigen Hallen, die viele alte ausgemusterte Modelle der Stuttgarter Stadtbahnen enthalten.
Am Meisten freute ich mich jedoch aufs Legoland. Ich erstand im Vorfeld eine Gruppenkarte für 5 Personen, die umgerechnet weniger als 30 Euro pro Person. Ein hoher Preis für einen Vergnügungspark, doch wussten Felix und ich ja bereits, dass es sich lohnt. Große leuchtenden Augen, viel Freude, gutes Essen, tolles Wetter \” was will man mehr? Felix und ich machten uns noch gleich eine Jahreskarte, es rentiert sich wirklich: wir fahren ganz gern mal ins 115 Kilometer entfernte bayerische Günzburg, für 55 Euro gibts die Jahreskarte, Einzeleintritt kostet alleine 33 Euro, lohnt sich also wie beworben schon ab dem 2. Besuch. Wir beide sind definitiv Lego(land)-Fans.
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JULI
Ich bin mir sicher, dass wir daraus jetzt eine Tradition machen. Die Fotografen der Bilderplattform vfb-bilder.de fanden sich in Böblingen-Goldberg, unweit meiner Firma, zum Bowling ein. Ein Riesenspaß für alle, auch wenn wir durch Simons Absage nicht vollzählig waren. Gerne mal wieder!
Soooo lange habe ich mich darauf gefreut! Schon lange war es gebucht, der Termin stand fest. Wir fahren in Urlaub. Endlich mal wieder, für mehr als 2 Tage. Wieder fiel die Wahl auf den Bodensee, die 2 Tage im August des Vorjahres waren viel zu schnell verflogen. Das Wetter hatte ein Einsehen und schenkte uns 4 Tage sonniges traumhaftes Wetter, während es im Rest von Deutschland oft regnete. Erste Anlaufstelle: Der Fahrradverleih gegenüber unsres Hotels, 2 Mountinbikes wurden ausgeliehen und sogleich benutzt. Tag für Tag viele Kilometer in die Pedale getreten, unterwegs immer wieder mal Rast gemacht für Fotos. Ein toller Aktivurlaub!
Lange dauerte es nicht mehr, da würde die neue Saison beginnen. Traditionsgemäß eröffnete der VfB die Saison ein paar Wochen zuvor mit einem groß aufgezogenenen VfB-Opening im und ums Stadion herum. Besonders toll fanden wirs nicht, schlechte Sicht im Stadion, kaum Gelegenheiten für ausdrucksvolle Fotos. Abschließend noch Essen fassen im benachbarten Palm Beach, das hoffnungslos überfüllt war und wir nur mit Glück noch einen der wenigen Tische bekommen haben.
Am Tag nach dem Opening schon wieder ins Stadion, wieder ohne Fußball: die Mitgliederversammlung. Felix fuhr mich hin, er selbst ist nicht stimmberechtigt gewesen, da er kein Mitglied ist. Ich bin es schon seit Februar 2009, ab 01.01.2013 ist auch er stimmberechtigt. Ich genoss die Gesellschaft von guten Freunden, viel wurde besprochen an diesem Tag, nicht alles zur Zufriedenheit. Verwirrung in erster Linie um die bereits im Vorfeld viel diskutierte Angelegenheit rund ums alte VfB-Wappen. Entgegen der am Tag darauf folgenden Medienberichte scheiterte die Initiative nicht \” im Gegenteil, die Chancen sind im nächsten Jahr noch größer.
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AUGUST
Wir waren laut genug, um den gesamten Golfplatz zu unterhalten. Die Minigolfanlage in Schwaikheim wurde zu unserem Spielplatz, das Fanclub-Turnier stand an, viele Bänner wurden geschlagen, am Ende gab es Urkunden. Alle hatten viel Spaß,as wiederholen wir gerne mal wieder.
“Unsre Kleinen sind für euch zu groß!” – hämisch wogte jenes Lied durchs Neckarstadion an jenem sonnigen Tag im August. Ein großer Tag für unsere jungen Wilden, die Amateure des VfB empfingen aus platztechnischen und organisatorischen Gründen die ungeliebten Badenser aus der verbotenen Stadt im Neckarstadion. Auf der Waldau spielen sie selten vor mehr als ein paar wenigen hundert Zuschauern, nun siegten sie vor 20.000 Zuschauern und ließen sich zurecht feiern. Wir verfolgten das ganze auf der Haupttribüne mit der Spiegelreflexkamera, unsere Anwesenheit im Stehblock erforderte das Amateurspiel hier nicht zwangsläufig, ein tolles Spiel unseres ganz und gar nicht amateurhaften Nachwuchses.
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Das Motto lautete “Fiesta Mexikana”, es gab Chili con carne, alle möglichen Leckereien, Ratespiele, eine Esel-Pinata und viel Alkohol. Das Sommerfest im Geschäft in Sindelfingen, bei Biergarten-Atmosphäre ließen wir es uns gut gehen. Einziger Wehrmutstropfen: uns wurde als Qualifikationsgegner zur Europa League ausgerechnet einer der stärksten Gegner zugelost: Dynamo Moskau. Hinfahren konnten wir so kurzfristig nicht, das stand fest.
Fußball, endlich wieder Fußball! Die Losfee meinte es gut uns gab uns den niederklassigsten Gegner in der gesamten 1. DFB-Pokalrunde zu: Falkensee-Finkenkrug aus Brandenburg. Eigentlich weit genug weg in den Augen der Fanszene, doch wurde das Spiel verlegt ins Stadion des SV Babelsberg, was viele noch aus der Saison 2006/2007 kannten. Positiv für mich: Zwischenstation bei meinen Eltern, nur 2 Monate nachdem sie uns in Stuttgart besucht hatten. Ein erfolgreicher Tag mit einem ungefährdeten 5:0-Sieg, das Glück hatte nicht jeder Bundesligist. Nach der Freude über das eigene Weiterkommen folgte direkt danach die Schadenfreude wegen des Ausscheidens der Hoffenheimer bei AK Berlin. Muhahahaha.
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Europa League Qualifikation. Ein Jahr waren wir weg vom Fenster, nun war es uns, uns die internationalen Spiele zu verdienen. Aber gegen Dynamo Moskau musst du auch erstmal gewinnen! Entsprechend groß die Sorge, sie überwog fast der Hoffnung. Die Hinrunde beginnt erst, naturgemäß eigentlich keine Stärke des VfB. Die Sorgen waren unbegründet, nahezu ungefährdet standen wir durch die 2 Tore von Vedad Ibisevic mit einem Bein im Europapokal.
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Die neue Saison begann, wie die alte Saison aufgehört hatte: mit einem Heimspiel gegen Wolfsburg “Schon wieder” stöhnte ich, mit hoffentlich ungefährdeterem Ergebnis. Das Unternehmen 34er-Saison begann, und dafür musst du bekanntlich jedes Spiel sehen. Eine zähe Partie, doch wurde sie letztendlich von den letzten 3 Minuten geprägt. Lange stand es 0:0, bis uns kurz vor Schluss ein Elfmeter zugesprochen wurde. Geschossen wurde auf die Cannstatter Kurve. Viele jubelten vorschnell, ist er eine große Chance, aber keine Garantie. Vedad Ibisevic trat an: gehalten. Sein Nachschuss: drüber. Er wurde zur tragischen Figur. Direkt im Anschluss folgte ironischerweise das 0:1 der Wolfsburger. Die erste Heimniederlage gegen die Wölfe seit 12 Jahren.
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SEPTEMBER
In Schömberg läuteten die Hochzeitsglocken, meine liebe (mittlerweile leider ehemalige) Kollegin Dani heiratete kirchlich ihren Ingo. Eine wunderschöne Zeremonie, welch wunderschöne Braut. Felix und ich waren dabei, nachdem die genaue Teminierung des Spiels in München uns die Teilnahme gestattete. Wären wir nicht gekommen, hätte sie es mir übel genommen \” doch sie sollte mich gut genug zu kennen, um den Zwiespalt in mir zu kennen. Die Brautentführung bekamen wir nicht so recht mit,wollten schweren Herzens aufbrechen und liefen geradewegs direkt in die Arme der Hochzeitsgesellschaft. Wir verabschiedeten uns und traten den Heimweg an, mussten jedoch zurückfahren, weil ich bei der abschließenden Riesenpolonaise meine Speicherkarten verloren hatte \” ich fand sie erleichtert wieder, uns war mit Gedanken schon beim nächsten Tag.
Ein Tag, den ich lieber aus meinem Gedächtnis streichen möchte. Du kannst in München verlieren \” aber nicht so. Wir gingen durch Martin Harnik in Führung, kamen aber schnell unter die Räder und verloren am Ende noch hochkant mit 6:1, welch bittere Erfahrung in München. Dafür reichten den Bayern ein paar wenige gute Minuten. Schnell weg von diesem Ort der Pein, an gefühlt allen Ecken und Enden schien uns der Stau in der bayerischen Hauptstadt festhalten zu wollen.Wir brauchten über eine Stunde aus der Stadt heraus, viele Baustellen hinderten uns an einer schnellen Heimreise. Felix fluchte unentwegt, ich blieb ganz ruhig \” verkehrte Welt am 2. Spieltag.
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Bier. Überall Bier. In allen möglichen Größen und Geschmacksrichtungen. Das Dinkelacker Brauereifest lockte am spielfreien Wochenende nahe des Stuttgarter Marienplatzes die Massen an. Ich nutzte die Möglichkeit, verabredete mich mit meiner Kollegin Ann und ihrem Mann Tim, weitere Freunde der beiden gesellten sich dazu.
Ein trostloser Kick machte den Fehlstart komplett. Schnell war die Panik da, die komplette Hinrunde würde eventuell noch schlimmer verlaufen als sonst. 0:1 gegen Wolfsburg, 1:6 gegen Bayern, nur 0:0 gegen den Aufsteiger aus Düsseldorf. Eine trostlose Zeit stand uns bevor, wollte ich meinen. Einfach nur enttäuschend, beschämend, frustrierend.
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Schade, schade, da wäre wirklich mehr drin gewesen. Nach dem 0:0 gegen Düsseldorf folgte wenige Tage später das erste Gruppenspiel der Europa League. Es kamen nicht einmal 18.000 Zuschauer, wir staunten nicht schlecht, war es ein Vorgeschmack auf das, was in der Gruppenphase des Europapokals erwarten würde, ein unterdurchschnittlicher Zuschauerschnitt. Es fing gar nicht so schlecht an, 2 Tore in den ersten 6 Minuten. Am Ende verloren wir fast die Auftaktpartie, Georg Niedermeier sorgte noch fürs späte 2:2, und statt zu fotografieren, wir er still auf der Bande stand, schrie ich ihn einfach nur an \” vor Freude.
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Meine erste Auswärtsfahrt mit VfBaway, dann auch gleich noch ziemlich weit. Aus organisatorischen Gründen mussten wir uns was einfallen lassen für die Ausfahrt nach Bremen, es blieb nur noch diese Möglichkleit, selber zu fahren war in Felix’ Augen keine Option. Die gruseligen Geschichten, die man sich so erzählt, bewahrheiteten sich nicht, auch wenn es nicht ganz ohne Panne ging. Der VfB belohnte die Anstrengungen, und schenkte uns nach dem 0:2-Rückstand noch den Ausgleich.
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Das Spiel war abgepfiffen. Der Regen fiel, als wären es die Tränen des schwäbischen Fußballgottes. Das traurigste Bild der Hinrunde war im Kasten, es zeigt einen guten Freund, die Hände ungläubig vors Gesicht geschlagen. Ich möchte vergessen \” kann es aber nicht. 0:3 gegen Hoffenheim. 0:3! Gegen Hoffenheim! Sämtlicher Frust, jede Enttäuschung, alle Wut, hier kam alles zusammen. Als würden sie fragen “Was sollen wir machen?” kam die Mannschaft mit hängenden Köpfen in die Kurve. Diese antwortete: “Kämpfen oder gehen!”.
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Der arme Kerl, der kurz vor Spielbeginn noch schnell Bier holte mit den Worten “In den ersten 5 Minuten passiert eh nix!” wird sich vermutlich heute immernoch ärgern. Fluchend kam er zurück, er verpasste das zu diesem Zeitpunkt schnellste Tor der Saison: nach einem katastrophalen Fauxpas eines Neuzugangs traf Vedad Ibisevic nach 24 Sekunden zum 1:0 für den VfB, später folgte das 2:0 durch Martin Harnik. Ein gelungener Ausflug nach Nürnberg, eines von 2 Bundesliga-Stadion, die mir die Mitnahme meiner Spiegelreflexkamera gestatten, diese musste einige Bierspritzer abkönnen, so auch meine Hose, die nach mehreren Schwallen von hinten klitschnass war. Es hätte mir kaum egaler sein können.
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OKTOBER
Zum Zuschauen verdammt. Im nahe gelegenen italinischen Restaurant verfolgten wir das Spiel des VfB im norwegischen Fischerdörfchen Molde. Mir brach das Herz, bei der Auslosung der Gruppenphase freute ich mich so sehr, ich wollte so gerne nach Molde. Die Finanzen gestatteten es nicht, es wäre zu teuer geworden, und viel Zeit hätten wir auch mitbringen müssen. Unsere Freunde und Bekannte, die dort waren, berichteten einhellig: toller Ausflug, geile Landschaft, nur das Spiel hat genervt. Wären wir am Ende der Gruppenphase ausgeschieden, man hätte jenes 0:2 aus Ausschlaggeber angegeben.
Irgendwie war es mir und den Leuten um mich herum klar. Im Heimspiel gegen Leverkusen, welches nur wenig denkwürdigen Charakter inne hatte, stand es nach 58 Minuten 2:1 für den VfB. Es roch irgendwie nach Ausgleich, als ausgerechnet Stefan Kießling nahezu ungedeckt zum Kopfball hochstieg und es 2:2 stand. Das Tor fiel mit Ansage, es erschließt sich mir bis heute nicht, wie man ihn da so alleine und so ungedeckt hat stehen lassen. Es fielen keine weiteren Tore. Das in Kombination mit der Niederlage in Molde wenige Tage zuvor verhagelte mir die Stimmung über ein ganzes spielfreies Wochenende hinweg.
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Die selbe Partie musste ich mir in der Rückrunde der vergangenen Saison noch im Palm Beach ansehen, mit ausgestrecktem Bein, die Krücken daneben. Es wurde Zeit, nach Hamburg zurück zu kehren. Vor 5 einhalb Jahren sah ich hier mein erstes Fußballspiel. Wir genossen das Wochenende in Hamburg mit allem, was dazu gehört: Schifffahrt, Stadtbummel, Frühstück am Fischmarkt, Reeperbahn \” und natürlich der VfB, der uns bis zur letzten Minute zittern und bangen ließ. Es hat sich gelohnt, 675 Kilometer für 90 Minuten und ein einziges Tor. Es hat gereicht.
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An diesem Abend gab ich alle Hoffnung auf. Wie willst du mit so einer Leistung in der Europa League weiterkommen? Wie, wenn du so lustlos an die Sache herangehst? Müdes getrabe, wenig Lust, weder bei Mannschaft, noch bei den Zuschauern. 15.300 Zuschauer sahen ein 0:0 gegen Kopenhagen, die Daheimgebliebenen sahen sich nur bestätigt, der Partie fern geblieben zu sein. Ich war mir sicher: das wars. Zum Glück irrte ich mich.
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Drei Tage später: Heimspiel gegen die Überraschungs-Mannschaft aus Frankfurt. Gerade erst wieder aufgestiegen spielten sie seit Wochen vorne mit und entpuppten sich schnell als einer der Bayernjäger. Das kann doch nicht gut gehen, wenn man nichtmal gegen Kopfenhagen gewinnen kann, wie dann gegen hochmotivierte Hessen? Ich war mir so sicher, dass ich mit einem Freund um einen Kaffee wettete. Ich verlor noch nie so gern eine Wette. Einfach entzückend, wie man zwar knapp, aber verdient gegen die Frankfurter gewann. “Oh wie ist das schön” \” wie wahr.
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Locker-Flockig gings auch kurz danach im DFB-Pokal gegen St. Pauli weiter. Am Mittwoch Abend hätte es wesentlich schlimmer laufen können, 3 wunderschöne Tore, eins schöner als das andere, nach der ersten Halbzeit war der Drops gelutscht. Leider gab es dafür in der 2. Halbzeit nichts zu sehen, ich werde es verschmerzen können.
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NOVEMBER
Die Erinnerungen waren noch lebendig, selbst bei jenen, die Ende März beim legendären 4:4 nicht live dabei waren. Die Erwartungen waren also entsprechend hoch, als Felix und ich mit Jonas, einem langjährigen Freund von mir, Richtung Ruhrpott aufgebrochen waren. Die Erwartungen wurden nicht erfüllt, doch konnten wir zumindest einen Punkt mitnehmen. Wir können uns ein weiteres mal bei unserem Ulle bedanken. Tore haben wir an diesem Tag nicht gesehen, doch das machte nichts.
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Eigentlich hatte ich den VfB schon vorzeitig abgeschrieben. Nach dem 0:0 im Hinspiel, dass erst wenige Wochen zurücklag, sah ich jede Hoffnung verloren, dass es uns gelingt, in den letzten 3 Spielen, davon 2 auswärts, weiter zu kommen. Dennoch wurde die Busfahrt nach Kopenhagen legendär, ich werde die Tour nie vergessen. Super Busfahrer, tolle Leute, geiler Sieg, Chronologie einer fast perfekten Europapokaltour mit Freunden. Einziger Wehrmutstropfen: wir entgingen nur knapp einem Spielabbruch, beinahe wären die 1.000 Kilometer umsonst gewesen.
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Zeigt her eure Füße, zeigt her eure Schuh! Ein Sonderangebot beim Online-Versandhändler Amazon ermöglichte uns den Weg zu neuen Chucks, einmal Größe 38, einmal Größe 48. Partnerschuhe! Wenn wir beide unsre Chucks anhaben und irgendwo zu Besuch sind, stellen wir die Schuhe demonstrativ nebeneinander und sorgen so für Lacher wegen des Größenunterschieds.
Es ist mir bis heute unverständlich, wie das passieren konnte. Wir hatten Hannover komplett im Sack, komplett. Das Heimspiel gegen die Niedersachsen wurde zum besten Beispiel für “Zu früh gefreut”. Beide Mannschaften spielten wenige Tage zuvor international, nach der ersten Halbzeit führten wir erfreulicherweise mit 2:0. Das sollte doch über die Bühne zu bringen sein, oder? Nein, falsch gedacht. Innerhalb von 30 Minuten kassierte der VfB noch 4 saudumme Gegentore, davon 2 Elfmeter. Wie konnte das passieren? Keiner vermochte die Antwort darauf zu geben.
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Ich kann mich nicht gerade als Scooter-Fan bezeichnen, doch als der Gästeblock “Deb Dab Deb Dadadadadab” sang, genoss ich es zusehendst. Mit viel Glück gewann der VfB sein Auswärtsspiel in Gladbach, ein Eigentor von Roel Brouwers sei Dank. Eine lohnende Fahrt, es war meine Premiere in Mönchengladbach. Waren die Mutmaßungen im Heimspiel gegen Frankfurt noch ganz andere, war es diesmal anders herum: jener welcher, der den Sieg gegen Frankfurt prophezeite, ging hier von einer Niederlage aus, diesmal irrte er sich, glücklicherweise.
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Lange saß ich noch zusammengekauert auf den Stufen des Freiburger Stadions, im Käfig, im hässlichsten und gästeunfreundlichsten Block aller deutschen Stadien. Die Hände hatte ich vors Gesicht geschlagen und schüttelte einfach nur den Kopf. Ich fand kaum Worte. Die Ambitionen waren groß, die Enttäuschung danach dafür nur umso größer. Deutlich verloren, vorgeführt im kleinen Derby. Ich wollte weg, einfach nur weg.
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Nur 3 Tage später das nächste Spiel, Mittwoch Abend gegen Augsburg. Ob das gut geht? Der Frust saß noch tief nach der Niederlage bei den Gelbfüßlern. Die letzten Bundesligaspiele waren mit Ausnahme von Hannover und Freiburg doch recht ordentlich, es stellte sich jetzt nur die Frage, wie der VfB nun reagieren würde. Es war knapp, es war es wirklich außerordentlich schlechtes Spiel, es regnete, aber uns war das egal: die nächsten 3 Punkte.
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DEZEMBER
So schnell war es Dezember geworden. Das Jahr ging sehr schnell vorüber, der erste Schnee war gefallen. Der Wetterbericht prognostizierte uns Temperaturen im Minusbereich, besser warm einpacken mit allem, was der Kleiderschrank hergibt. Mit Jonas und Christoph brachen wir auf nach Fürth zum kleinsten Stadion der 1. Bundesliga. Der Ausflug und das Frieren lohnte sich, trotz Unterzahl steckte ein Auswärtssieg im 1. Türchen des Adventskalenders.
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Apropos Adventskalender: den bastelte ich für Felix dieses Jahr selbst, durch die neuesten Medienberichte wurden Mineralöle und andere schädliche Stoffe sowohl in billigen als auch in teuren Schoko-Adventskalendern gefunden. Da greife ich lieber selbst zu Schere, Filz und Leim \” eine Heidenarbeit, es lohnte sich: Felix durfte 24 aus Filz geschneiderte Minitrikots mit Rückennummern aufmachen, gefüllt mit Mini-Knoppers, Kinder-Schokolade, Mini-Snickers und anderen Leckereien.
Ich hätte lieber einen Blick auf die Tabelle unserer Europa League Gruppe werfen sollen, denn ich war eigentlich der festen Überzeugung, dass wir unabhängig von dem Geschehen beim parallel statt findenden Spiel Kopenhagen gegen Bratislava selbst gewinnen müssen, um noch weiter zu kommen. Es gelang uns nicht, wie verloren \” und dachte nach dem einzigen Tor in der 45. Minute bis zum Schlusspfiff, dass wir nun ausgeschieden waren. Vermeintlich völlig zurecht, denn wer sich m Europapokal derart lustlos präsentiert und obendrein 2 mal gegen ein norwegisches Fischerdörfchen verliert, hat im Europapokal nichts verloren. Die Freude war dennoch groß, als die Nachricht kam, durch ein Remis im anderen Spiel wären wir dennoch weiter. Das war knapp.
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Lange Zeit zum Erholen war nicht, keine 48 Stunden später stand das nächste Spiel auf dem Programm. Nach der Niederlage gegen Molde, was würde das denn werden gegen Schalke? Reicht es zu einem Unentschieden? Verlieren wir hochkant? Viele Heimspiele waren in der Hinrunde bisher nicht so prickelnd. Meine liebe Kollegin Anna und ihr Freund Peter waren mit dabei und leisteten mir Gesellschaft. Sie sahen ein überraschen starkes und erfolgreiches Spiel mit einem dreifachen Torschützen. Unglaublich, dass Vedad Ibisevic erst seit Anfang des Jahres bei uns ist.
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09.12.2012: Winterspaziergang
Ich liebe Weihnachtsmärkte. Ich mag die dekorierten Buden, die dargebotenen Waren, die Schokofrüchte, den Glühwein, den Geruch gebrannter Mandeln, einfach herrlich. Zum Esslinger Weihnachtsmarkt haben wir es leider auch dieses Jahr nicht geschafft, der Stuttgarter Weihnachtsmarkt musste uns ausreichen. Fotos wurden natürlich auch gleich gemacht, für die diesjährigen Weihnachtskarten.
Laut Maya-Kalender ist das Ende der Welt auf den 21. Dezember diesen Jahres datiert gewesen. Für viele von uns war eben jener aber bereits am 12. Dezember, als das viel diskutierte Sicherheitskonzept von DFL und DFB nahezu ohne Gegenwehr durchgewunken wurde. Uns Fans stehen eventuell harte Zeiten bevor, verbunden mit möglichen Nacktkontrollen in Zelten, der willkürlichen Reduzierung von Kartenkontigenten für Auswärtsspiele, Kollektivstrafen für ganze Fanclubs und allem Bösen, was eventuell noch folgen könnten. Niemand weiß so recht, was die Zukunft bringen wird. Viele trugen an diesem Tage die Fankultur zu Grabe.
Eine Reaktion war gefragt, von uns Fans, die wir uns in unserer Fankultur bekriegt sehen, wer Wind säet, wird Sturm ernten. Mit gemischten Gefühlen ging es zum letzten Spiel der Hinrunde, auf gehts nach Mainz, verbunden mit einem Besuch auf dem Weihnachtsmarkt. Die Mainzer Kurve schwieg, während wir nur eine Halbzeit schwiegen. In wie weit diese Aktionen etwas gebracht haben, wird sich in den nächsten Monaten und Jahren zeigen. Ein nahezu wertfreier Ausflug zu den Rheinländern, dem Führungstor des VfB folgte eine Klatsche. Same procedure as every year?
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Es war noch nicht ganz vorbei, einmal mussten wir noch ausrücken. Kurz vor Weihnachten noch einmal das DFB-Pokal-Achtelfinale gegen Köln. Ich kannte die Statistik sehr genau. Der letzte Heimsieg gegen Köln gelang in der Bundesliga vor 16 Jahren, im DFB-Pokal vor 12 Jahre. Die Ironie: es war ebenfalls das Achtelfinale, wie heute war Köln damals Zweitligist. Das Ergebnis hatte sich nicht wiederholen können, es endete dennoch versöhnlich mit einem Sieg. Als i-Tüpfelchen gab es noch ein sehr lustiges Weihnachtsvideo von der Mannschaft, mit viel Charme, Witz und jeder Menge Selbstironie.
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Es ist wahrlich ein organisatorisches Desaster gewesen dieses Jahr. Viel Geschäft, wenig Freizeit, die Wochenenden stets für den VfB unterwegs gewesen, es blieb wenig Zeit zum rechtzeitigen Besorgen aller Geschenke. Es klappte alles noch rechtzeitig, gerade so, wir feierten dieses Jahr bei Felix’ Eltern ganz gemütlich und besinnlich. Zu Weihnachten gab es tolle Geschenke, viele Gutscheine, Bargeld, und von Felix gabs das Konzertticket für Robbie Williams im August im Neckarstadion, das wird ein Spaß. Nach den Weihnachtsfeiertagen ging es nochmal für 2 Tage ins Geschäft, bevor wir wieder aufbrechen mussten.
Meine Mama quetschte mir beinahe die Luft ab, als sie uns beide am Leipziger Flughafen in Empfang nahmen. Am Samstag flogen wir zu meinen Eltern um hier Silvester zu feiern \” und das ist genau… heute. Schneller war ich mit meinem Jahresrückblick nicht voran gekommen. Ich sah alte Freunde und Bekannte wieder, meine Familie sowieso, und auch wenn ich diese vermisst habe, so hielt sich das Heimweh doch merklich in Grenzen.
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Das war mein Jahr 2012. Ich bin dankbar für viele tolle VfB-Spiele, lustige Auswärtsfahrten mit Auto und Bus, für eine schnelle und erfolgreiche Knie-Genesung, für allen Mut, den mir meine Freunde und Kollegen zugesprochen haben auf dem Weg zum Wunschgewicht und für neue Freunde, die mir ans Herz gewachsen sind. Dank euch war 2012 ein gutes Jahr, auf ein neues in 2013!
Weitere Jahresrückblicke: 2006 | 2007 | 2008 | 2009 | 2010 | 2011
33 Jahre, gebürtig aus Leipzig, seit 2010 wohnhaft in Stuttgart – Bad Cannstatt. Dauerkartenbesitzerin, Mitglied, ehemalige (Fast-)Allesfahrerin und Fotografin für vfb-bilder.de. Aus Liebe zum VfB Stuttgart berichte ich hier von meinen Erlebnissen – im Stadion und Abseits davon.
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