Insider sind wirklich etwas Tolles, ziehen sie auch verdutzte Blicke auf sich. Den Titel dieses Beirags widme ich meinem Kumpel Kevin aus Kreuztal (Nähe Siegen) in Nordrhein-Westfalen, den ich hiermit noch grüßen möchte. Im Osternest lagen 3 Punkte, die erst faulig zu sein drohten, sich am Ende dann aber doch noch als genießbar erwiesen.

Aus einem einfachen Heimspiel im Kampf um die internationalen Plätze wurde ein ausgedehntes Osterwochenende, man brauch bereits am frühen Morgen des Karfreitags auf, als die Straßen leergefegt waren und sämtliche Leipziger noch friedlich in ihren Betten schlummerten. Wer meine Motiv anzweifelt, es kann eine der schönsten Sachen der Welt sein, an einem Feiertag so früh schon aus dem Schlaf gerissen zu werden, der hat keine Vorstellung von meiner Liebe zu diesem Verein und allem, was er in mein Leben hineingebracht hat.

Statt wie üblich die gewohnte Strecke “A38-A9-A6-A71” zu fahren, hieß unsere erste Station Trusetal im schönen Thüringer Wald, auf der anderen Seite des Großen Inselberges, dem größten Berg des Ostens. Freunde von Conny und Reini mit deren 11-jähriger Tochter Katharina und ihren 5 Katzen, ein großes Haus mit integrierter Gaststätte direkt neben dem Sportplatz des SV Trusetal 05 e.V. – wir verbrachten ein paar schöne Stunden mit 2. Frühstück und einem herrlichen Mittagessen, Spiel und Spaß mit der 2-jährigen Olivia, die wieder mit nach Stuttgart unterwegs war.

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Mannschaftsaufstellung

Am Nachmittag ging es weiter und wir erreichten die baden-württembergische Landeshauptstadt am späten Nachmittag, wo mich Felix (den ich in Barcelona kennengelernt habe) bei der Abholung in die Arme schloss. Es folgte ein schöner Abend mit den Leuten des Fanclubs “Boys in Red” aus Weinstadt, gelacht und getrunken wurde auf dem “Hüttle”, meterhoch auf einem Weinberg, Konditionsbolzen für die ungelenken Ostgroßstädter. Nicht nur der Ausblick von oben entschädigte für die Strapazen.

Schneller als gedacht war der Samstag auch schon da, los ging es in Richtung Bad Cannstatt. Er stimmt ja bekanntermaßen nicht immer: der Wetterbericht. Er prophezeite uns für das Osterwochenende in Stuttgart leichten Regen, das erste und einzige Mal traf das auch zu. Warum musste es aber ausgerechnet der Moment sein, als Felix, dessen Kumpel und ich aus dem Auto ausstiegen und zu Fuß zum Stadion hinüber liefen? Nicht weniger interessant als die Frage, die ich mir selbst stellen muss: Was veranlasste mich eigentlich, 2 Pullover ohne Kapuze übereinander zu ziehen und damit dem Regen ausgeliefert zu sein? Beide Fragen lasse ich mit einem dezenten Schulterzucken im Raum stehen und bewegte mich über eine der Neckarbrücken vorwärts, das Stadion vor der Nase. Das ist Stallgeruch.

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Der 1:1-Ausgleich durch Ciprian Marica, 66. Minute

Der erste Weg führte zu Ottos Vesperstüble, wo ich alte Bekannte begrüßte und mir wieder meine geliebte “R&R-Kombination” genehmigte: Radler und Rote. Immernoch fielen die Regentropfen auf uns hinab, kritisch beäugte ich das Wetter und hoffte, es möge bitte augenblicklich aufhören, hatte ich doch keine Lust, triefend durchnässt zu sein, würde mich nicht einmal schlechtes Wetter vom gewohnten Flyer-Verteilungs-Treffen mit Philipp vorm Eingang an der Cannstatter Kurve abhalten. Diesem Wunsch wurde unerwartet stattgegeben, der Himmel klarte auf als Felix und ich bei unserem gemeinsamen Kumpel Philipp ankamen, das vor-vorletzte Mal für lange Zeit.

Als alle Gespräche beendet waren durchquerte ich die Drehkreuze, schnappte mir noch 2 Stadionzeitungen und zeigte wieder einmal lässig meine Dauerkarte, in derem Besitz ich seit Beginn dieser Saison bin. Ich hatte gedacht, ich würde es vielleicht nicht schaffen, aber nun ist es schon Anfang April und eines ist sicher: ich würde auch den Rest der Saison nicht verpassen wollen. Und da das nächste Heimspiel am 17. April gegen Leverkusen stattfindet, erreiche ich meine persönliche 1-Jahres-Marke: kein einziges verpasstes Heimspiel seit dem 12.04.2009. Soviel zur Statistik, hinein in die Wirklichkeit.

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Der 2:1-Siegtreffer durch Zravko Kuzmanovic, 83. Minute

Seit August beobachte ich alle 2 Wochen gespannt die Entwicklungen auf der anderen Seite des Spielfelds, seit die Untertürkheimer Kurve abgerissen und neu aufgebaut wird, im Sommer soll sie fertig sein. Die Fans aus der Cannstatter Kurve, inklusive des Gästeblocks, werden dann umziehen müssen und die Cannstatter Kurve wird abgerissen und neu aufgebaut, damit wir Fans das bekommen, was wir uns viele Jahre so sehr gewünscht haben: den Umbau zu einem reinen Fußballstadion. Sentimental wird der Abschied, daher wird er in 3 kreativen Schritten zelebriert: 3 Heimspiele, 3 Choreographien, 3 letzte Male der Aufenthalt auf den Rängen unserer Kurve, die uns schon unglaublich viel Freude bereitet hat, auf denen wir Schmerzen erduldeten und doch jedes Mal aufs Neue an unserem Platz standen oder saßen. In den Blöcken 31 bis 33 konnte ich vom Block 37 aus die Fahnen und Transparente sehen, die die Choreographie zum Strahlen bringen sollten, ich war gespannt und wartete geduldig die letzten Minuten ab.

Insgeheim ärgerte ich mich ja noch über die Tatsache, eine angebotene Karte für das Spiel eine Woche zuvor in München ausgeschlagen zu haben, ich könnte mich heute noch in den Allerwertesten beißen. Diese, doch meines Erachtens eher nicht zu erwartende 3 Punkte in München hielten uns weiter auf Kurs in Richtung Europa League, hier und heute sollte der nächste Schritt getan werden. Dazu musste nichts weiter geschehen, als der Gegner des heutigen Spieltags geschlagen werden: Borussia Mönchengladbach. Klare Sache, dachte ich. Und dennoch sollte ich vorerst eines Besseren belehrt werden.

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Jubeltraube am Mittelkreis

Die farbig bemalten Transparente, die zur Choreographie vor den Blöcken hochgehalten werden sollte, wollte ich unbedingt bildlich festhalten, doch mein Standpunkt am Geländer des Block 37 war in einem ungünstigen Winkel. So tat ich das, was ich vorher noch nie zuvor probiert habe: rotzfrech den Block hinunter statt hinauf (zu meinem Platz) laufen, vor den Augen der Ordner machte ich es mir auf den unteren Treppenstufen gemütlich. Auf der Anzeigetafel lief ein Film zur Geschichte unseres Neckarstadions, untermalt mit sentimentaler Musik, die Transparente wurden aufgestellt. Mit einem Mal erstrahlte ein weiß-rotes Fahnenmehr mit den Buchstaben “HE” auf einem Drittel der Cannstatter Kurve (ich vermute Mal, das ist der Anfang von “Helden” oder “Heimat”, die in den nächsten beiden Heimspielen ergänzt werden könnten – nur eine Vermutung!), ein beeindruckender Anblick. Der Jubel der begeisterten Zuschauer ging nahtlos über in die Einlaufmusik, als die beiden Mannschaften ins Stadion einliefen.

Bevor ich entdeckt wurde und eventuell noch Schwierigkeiten mit den Ordnungskräften riskiert hätte, schritt ich die Treppenstufen hinauf zu meinem Platz. Mir fällt kein plausibler Grund dafür ein, dass mich meine Jungs im Block 37c wieder einmal alleine gelassen haben. Micha ist Vater geworden, aber was ist mit den anderen dreien? So nahm ich vorlieb mit anderen Leuten, unterem anderen 2 Jungs auf meiner linken Seite, die mir zuerst mit vor dem Spiel ausgeteilten Klapperhänden auf den Keks gingen, diese aber aufgrund meines leicht genervten Blickes schnell wieder wegpackten, so konnte ich mich mit den neuen Bekanntschaften durchaus arrangieren.

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Danke Fans!

Abwartend und geduldig beobachtete ich das Treiben auf dem Rasen, wirkliche Zweifel, des Spielverlaufs betreffend hatte ich nicht wirklich, der VfB spielte stark und hatte zahlreiche Chancen. Großes Manko wie immer: die Chancenverwertung, eine der Nominierungen zum VfB-Unwort der Saison 2009/2010. Die ersten Minuten spielten sich fast vollständig in der gegnerischen Hälfte ab, große Offensivaktionen der Borussia aus Mönchengladbach waren zunächst Fehlanzeige.

Meine entspannte Unbekümmertheit flog dann aber doch schneller von dannen, als ich es für möglich gehalten hätte. Nach 33 Minuten ließ eine schlafmützige VfB-Abwehr den Gladbacher Stürmer Marco Reus zum Tor von Jens Lehmann hindurch, der den Ball nur noch ins Netz einschlugen sah. Nun war das passiert, was uns in der Hinrunde beim mageren 0:0 bei sehr starken Gladbachern gegen sehr schwache Stuttgarter erspart geblieben ist. Und das ist noch sehr höflich ausgedrückt. Frustration nach Wochen, in denen es bis auf wenige Ausnahmen eigentlich ziemlich gut lief, die Enttäuschung war spürbar, der Handyakku schwach – unmittelbar nach meiner SMS an meinen Kumpel Franz, das Gladbach führen würde, versagten ihm die Kräfte. Noch wusste ich nicht, dass ich Franz’ Nachmittag auf einem Minigolfplatz in der sächsischen Diaspora zum Alptraum machen würde.

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Geniales Video von lostboys99.de

Vor vielen Monaten klaffte noch ein Loch in der Kurve, heute standen da schon fast fertige Tribünenteile, die mir alle 2 Wochen aufs Neue Vorfreude auf den abgeschlossenen Umbau machen. Der fortschreitende Tribünenbau ist eines der Dinge, die man beobachten kann, wenn einem das Geschehen auf dem Rasen entweder zu langweilig oder schlichtweg zuwider ist. In den quälend langen Minuten bis zur Halbzeitpause und während der Unterbrechung war es definitiv das letztere von beiden. Maskottchen Fritzle machte gute Miene zum bösen Spiel, begleitete die Werbeaktion unseres Sponsoren EnBW, als während des Pausentees am Mittelkreis weiße, rote und blaue Luftballons losgelassen worden – hat denen keiner gesagt, dass Blau im Neckarstadion keine gute Idee ist?

Es schleppte sich nur so dahin, das Spiel. In der Regel würden hier meine Leute für Ablenkung sorgen, doch sie waren nicht da. Gegen die wachsende spielbezogene Depression musste ich auch bis weit in die zweite Spielhälfte hinein alleine kämpfen, es gelang mir nur schwerlich. Immernoch lagen wir zurück, und bei der quasi nicht vorhandenen Chancenverwertung, die wir nun auch in unmittelbarer Nähe vor der Cannstatter Kurv präsentiert bekamen, stimmte mich nicht wirklich himmelhochjauchzend.

Über eine Stunde gespielt, jetzt musste doch mal langsam etwas passieren. Was auch immer unser Traine Christan Gross in der Halbzeitpause zu den Jungs gesagt hat, es hat zwar eine Zeit gedauert, bis es ankam, aber das Spiel wurde besser, die Lethargie legte sich langsam und die Angriffe rollten wieder in Richtung Cannstatter Kurve. Na endlich, ein Freistoß aus aussichtsreicher Position, warum eigentlich nicht. Da war es der lange Zeit als Flop verkanne, doch seit der Winterpause wie verwandelte Rumänen-Stürmer Ciprian Marica, der den Ball aus spitzem Winkel traf und dieser unhaltbar abgefälscht plötzlich im Netz zappelte. Na also, geht doch. Das war immerhin schon mehr, als ich noch vor etwa 20 Minuten erwartet hätte.

Die Freude über den Ausgleich überwiegte dem Gefühl, etwas, oder vielmehr, jemanden vergessen zu haben. Ich vergaß Franz, der auf die freudige Nachricht wartete, das wir ausgeglichen hatten, er selbst konnte das Spiel ja nicht sehen. Weiter verfolgte ich das Spiel, das sich zum echten Krimi entwickelte, der VfB drückte und presste, als gäbe es kein Morgen und dennoch ließ er weiterhin auf sich warten, der ersehnte Siegtreffer der Partie.

Ich konnte es in meinem Kopf hören, tik, tik, tik, tik, die Zeit lief uns davon, nicht einmal mehr 10 Minuten würden den Brustringträgern bleiben, um hier doch noch das Spiel zu drehen. In den letzten zwei Jahren habe ich so manche Partien erlebt, die die Stimmung zum Kochen brachten und den Jubel zur Gänsehaut machten. Zwei Jahre, die aus einem Stadion mein Zuhause machten. Es wird noch viele berauschende Erlebnisse geben, doch das, was in der 83. Minute geschah, wird auch noch eine Weile in meinem Gedächtnis bleiben.

Immer lauter wurden die Anfeuerungsgesänge vom Commando Cannstatt, immer mehr breiteten Sie sich aus wie ein ins Wasser geworfener Stein, der 12. Mann stand hinter den Jungs. Aus einem eher unkoordinierten Angriff, der kläglich geklärt wurde, landete der Ball bei unserem Mittelfeldmann Zdravko Kuzmanovic, der mit einem Dropkick die Fans des VfB in den 7. Himmel schickte. Dass meine Leute nicht dawaren, war mir nun ziemlich gleichgültig, war ich zufrieden mit allen anderen um mich herum, die ich herzen, laut jubelnd anschreien und abklatschen konnte, natürlich ohne die laufende Kamera in meiner rechten Hand loszulassen. Dass hinterher ohnehin nur Geschüttel und Geschrei zu sehen sein würde, war mir bewusst, aber es war mir nicht weniger egal. Ein imaginäres Abklatschen sandte ich in den B-Block, als ich mich wieder ein wenig beruhigt hatte und immernoch der Meinung war, der Torschütze wäre zu Boden gegangen und die Mannschaft hätte sich auf ihn draufgeworfen vor lauter Begeisterung. Wie ich später erfuhr, erlitt er dabei einen Krampf im Oberschenkel, eine im Nachgang äußerst amüsant anzusehende Schuss-Jubel-Schmerz-Kombination, es wird auch ihm egal gewesen sein.

Da waren wir nun, wenige Minuten vor dem Abpfiff und aus einem 0:1 wurde nun ein 2:1, erneut drehten wir ein Spiel, erneut zeigten wir Charakter, erneut wurde die schwäbische Maschinerie zur stampfenden Dampfwalze, die alles niedermachen konnte, was sich ihr auf dem Weg zu den internationalen Plätzen in den Weg stellen würde. Jetzt bloß keinen Scheiß machen, wer dachte sich das nicht um etwa 17:15 Uhr am Ostersamstag des Jahres 2010. Wer nicht bis zum Ende konzentriert bleibt, bezahlt am Ende bitter dafür.

Sie hören ja nicht immer auf mich, aber diesmal schon. Sie rissen sich zusammen und als Schiedsricher Dr. Fleischer das letztes Spiel seiner Schiedsrichter-Laufbahn abpfiff, gab es (abgesehen vom Gästeblock) kaum einen, der nicht noch einmal zum Jubeln die Hände in die Luft streckte. Es war geschafft, 3 Punkte, von denen man zuerst dachte, sie würden die Rückreise nach Gladbach antreten. Leidenschaft, Willen, Kampfgeist, Mut, Aufopferung, Kreativität, Schnelligkeit und Cleverness – oft herangezogene Beispiele für Charaktereigenschaften, mit denen einen Mannschaft gewinnen kann, und auch diesmal trafen sie zu. Der Meinung wäre sicherlich auch mein Kumpel Franz. Oh Gott, der Franz! Ich konnte ihm die freudige Nachricht, wir hätten das Spiel noch gedreht, nicht überbringen, der Akku meines Handys stellte sich konsequent quer. Wie gerne hätte ich ihn von dem Irrglauben erlöst, das Führungstor der Gäste wäre das einzige gewesen.

An einem wunderschönen Wochenende wie diesen (wobei dieser Heimsieg noch eines der kleineren Geschenke war), wurde ich sogar um die Erfahrung beschenkt, eine Jubeltraube der Spieler am Mittelkreis zu Erleben, das war das erste Mal, dass ich das im Neckarstadion mit eigenen Augen live sehen konnte. Der Jubel mit den Fans in der Kurve machte erneut eine Gänsehaut, machten diesmal so viele mit wie lange nicht mehr. Glücklich und zufrieden vor mich hin grinsend machte ich mich auf dem Weg nach draußen, Philipp verteilte wieder Flyer und hatte kaum Zeit zum Plaudern, was aber nicht sehr schlimm ist, würde man sich in einer Woche ohnehin in Berlin wiedertreffen.

Auf direktem Wege ging es zum Ausgang der Haupttribüne, wo ich mich mit Kumpel Kevin und dem großen Felix treffen wollte, fast zeitgleich trafen die beiden ein. Links eine Umarmung, rechts eine Umarmung. Kevin kenne ich seit dem Mannschaftstraining nach dem Heimspiel gegen Schalke, 3 Tage danach traf man sich zum Champions League Spiel gegen Sevilla wieder und sammelte noch das eine oder andere Autogramm von den Spielern, was wir dieses Mal wieder vorhatten. Ich hatte für den nächsten Morgen das Mannschaftstraining geplant, aber mein Kumpel Kevin ist dies leider nicht vergönnt, die Abfahrt aus Stuttgart war bereits für 19 Uhr angesetzt. Freundlich plauderte man über alles, was seit letztem Herbst so passiert ist und wartete am Ausgang der Haupttribüne Richtung Parkhaus auf die Spieler, ein paar erwischten wir.

Kevins größter Wunsch war ein Foto mit dem Trainer Christian Gross, dummerweise standen wir ganz oben, als er ihn ganz unten sichtete. Als seine vertrauensvolle Fotoassistentin hatte ich keine andere Wahl, als mit meinen kurzen Beinchen hinterher zu hechten, die enge Metalltreppe nach unten, über die Mercedesstraße in Richtung Geschäftsstelle. Kevin war schon längst vorne weg gerannt, mit den Worten “Christian, es gibt Freibier!” brachte er mich auch noch zum Lachen. “Herr Gross, können wir ein Foto machen?” – “Tut mir leid, ich bin in Eile!”. Da standen wir auf einmal wie angewurzelt, die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben. Das darf doch nicht wahr sein, so liefen wir im Respektsabstand langsam hinterher. Ich konnte notfalls darauf verzichten, aber nicht Kevin, der nur 1-2 Mal im Jahr nach Stuttgart kommt. Als er allen Mut zusammennahm und sich dann doch traute, den in Fankreisen schon liebevoll “Bruce” genannten Erfolgstrainer noch einmal anzusprechen und es ihm vorzutragen, es wäre sein größter Wunsch. Das konnte der Schweizer dann aber nicht ausschlagen, nahm sich einen Moment für ein Foto und wünschte uns frohe Oster. Ich habe Kevin noch nie so glücklich erlebt. Für ihn freute es mich, so liefen wir wieder zurück zum Felix, den wir so sträflichst haben stehen lassen.

So wurde es auch langsam Zeit zu gehen, zu dritt machten wir uns auf, Kevin verabschiedete ich vor der Porsche-Arena, bevor ich mit Felix wieder zum Auto lief. Der Puls war wieder auf einen normalen Wert gesunken und innerlich ließ ich das Spiel bereits Revue passieren. Wie ich das ganze einordnen sollte, wusste ich nicht wirklich, das ist stets schwierig zu beurteilen wenn man sich gegen einen “Kleinen” so schwer tut. So oder so, es waren 3 Punkte, die uns mit Sicherheit helfen würden. Später erreichte ich auch noch Franz, der in der Zwischenzeit das Ergebnis erfahren hatte und sich schon denken konnte, dass wieder einmal mein Handy versagt hatte. Eine gewisse Erleichterung, dass er nicht in dem Glauben blieb, der VfB hätte das Spiel nach dem 0:1 der Gäste verloren.

So konnte der Ostersamstag ganz entspannt ausklingen und in einen ebenso schönen Ostersonntag hinübergehen, der leider schon das Ende meines Osterwochenendes in Stuttgart bedeutete. Und anders als bei anderen Heimsiegen meines Vereins lehne ich mich nun nach dem letzten Absatz des Spielberichtes zurück, schmunzel vor mich hin und erkenne, dass nicht nur 3 Punkte allein ein wunderschönes Wochenende ausmachen können.

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