Mario GomezWie soll man sich nur von Jemanden verabschieden, wenn man noch nicht einmal weiß, ob man ihm mit würdevollem Respekt und ehrlicher Dankbarkeit entgegen kommen soll oder nach wie vor mit bitterer Enttäuschung und blanker Wut. Ich weiß nicht, wie ich die richtigen Worte finden soll. Doch bei aller Enttäuschung, so ist die Gewissheit klar: Spieler kommen und gehen – was bleibt, ist die Liebe zum Verein. Entgegen anderslautender Behauptungen und spottender Häme.

Wenn man jemanden über 2 Jahre lang genau beobachtet und viele schöne Erinnerungen mit diesem Spieler verbindet, so verliert man als ohnehin schon irrationaler Fußballfan auch mal für einen Moment den Blick für böse Befürchtungen. Man lässt nicht zu, dass man sich seinetwegen negative Gedanken macht, eben weil man sich so sehr freut, ihm zuzusehen, wenn er den Rasen betritt mit dem Brustring-Trikot.

Wir wiegten uns alle in Sicherheit. Auch wenn er das nie lesen wird, herzliche Grüße an den VfB-Manager Horst Heldt. Ich zitiere: “Bis 2012 kein Wechsel innerhalb der Bundesliga!”. Zitat Ende. Niemand von uns hat ernsthaft den Not-Selbsthilfeplan für den schlimmsten “Worst Case” in die Schublade gelegt. Auch wenn ein Abschied, gerade in dieser überragenden Saison, abzusehen war, so trifft uns die Wahl seines neuen Arbeitgebers mit voller Härte – mich natürlich eingeschlossen.

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Im Gegensatz zu anderen Fällen (wie z.B. Lukas Podolski) wird er nicht als in Bayern gescheiterter Spieler nach Stuttgart zurückkehren, das wäre wohl der Gipfel der Blasphemie. Er hat seine Entscheidung gefällt, wenn er meint, mit Bayern Meistertitel sammeln zu wollen und in der Champions League spielen will, dann soll er das tun – man vermag jedoch daran zu zweifeln, dass es eine gute Entscheidung war.

Als Fan eines Vereins stört es einen ohnehin am meisten, wenn ein guter Spieler den Verein verlässt, und eine Katastrophe ist es, wenn er in Richtung Bayern geht. Vergangene Heldentaten können so ganz schnell nichts mehr wert sein. Die vielen Tore, der starre Blick nach vorne, weiter, weiter, immer weiter, das war seine Devise, und wir folgten ihm bedingungslos. Jedenfalls bis jetzt. Seinen Weg wird er auch ohne uns alleine fortsetzen, das er dabei auf uns Fans einen riesigen braunen Haufen Exkremente setzt, stört ihn anscheinend wenig.

Was einem bleibt, ist die Erinnerung, mit der man umgehen kann wie man möchte. Ohne ihn wäre der VfB Stuttgart in den letzten 3 Jahren nur graues Mittelmaß gewesen, seine Tore bereicherten uns nicht nur im Sinne der Ergebnisse und der Tabellenplatzierung. Er konnte Spiele im Alleingang entscheiden, schenkte uns viele unglaublich schöne Momente. Und auch, wenn die Enttäuschung über diese Charakterschwäche groß ist, so wird er uns doch ohne jeden Zweifel fehlen, sportlich und auch menschlich.

Der Verlust des besten Spielers, der Identifikationssfigur und des Idols, und dennoch wird es weiter gehen. Es kann auch eine Chance sein, mit den 30 Millionen Euro, die wir durch diesen Transfer erhalten haben, müssen wir jetzt sinnvoll investieren und eine Mannschaft aufbauen, die vielleicht nicht nur auf einen einzigen Spieler ausgerichtet ist.

Es war eine tolle Zeit. Und jeder hätte sie als solche ewig in Erinnerung behalten – wäre es nur ein anderer neuer Arbeitgeber gewesen. Mein Trikot mit der 33, das ich gerade mal 3 Wochen vor der Bekanntgabe des Wechsels organisiert habe, werde ich im Stadion nun nicht mehr anziehen können, aber ich werde es als gute Erinnerung behalten. Du warst ein Teil von uns. Doch wer kauft dir jetzt noch ab, dass wir auch ein Teil von dir waren.
Trotzdem: Mario Gomez, danke für alles!

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