Ich hätte nicht gedacht, das ich eines Tages nach einem Spiel gar keine Lust habe, darüber zu schreiben: doch dieser Fall ist eingetreten: nach dem peinlichen 0:1 gegen Norwegen am vergangenen Mittwoch. Was war nur mit unseren Jungs los.
Wer entweder gegen die deutsche Nationalmannschaft spielen muss oder wer nur einfach keine Sympathie für sie aufbringen kann, beurteilt schmunzelnd jede Niederlage von Jogis Jungs folgendermaßen: “Die sind so hochnäsig!”. Lange wollte ich das nicht glauben, aber langsam wird klar: sie überschätzen sich manchmal selbst.
Zum Spiel selbst vermag ich kaum etwas zu sagen: Norwegen stand fast das ganze Spiel über mit Mann und Maus hinten drin in der Defensive, schlug aber durch blitzschnelle Konter, die die Deutschen überforderten eiskalt zu. Es war zu befürchten, das es nicht bis zum Ende des Spiels so weitergeht, das entweder mein zuletzt eher unsicherer Landsmann Rene Adler den Ball hat oder irgendein Bein einer unserer Abwehrspieler dazwischen haut.
Auch nach vorne ging wenig bis gar nichts. Egal, was das Spiel bringen würde, im Vorfeld betete ich schon regelrecht dafür, das Mario Gomez keinen Mist baut. Seit dem EM-Vorrunden-Spiel gegen Österreich, als er eine 1000%ige Torchance versiebte, ist er beim Großteil der Nationalmannschaftsfans unten durch, wurde beim Spiel gegen England gnadenlos ausgepfiffen (war ich eigentlich die Einzige im Stadion, die ihn sehen wollte?) und verhöhnt und bekam durch seine klasse Leistung im Ligaspiel gegen Leverkusen die Chance, es wieder gut zu machen. Ich hoffte so sehr, es würde ihm gelingen. Es tröstet auch nicht, das er eigentlich der einzige war, der auf dem Platz richtig Betrieb gemacht hatte und sich sichtlich bemühte, das Tor zu erzielen. Wie damals im Februar 2007, als er in genau diesem Stadion sein erstes Länderspiel gegen die Schweiz machte und auch gleich getroffen hatte – schön war die Zeit! Torlos wurde er später unter erneuten Pfiffen ausgewechselt.
Und wenn schon er die Bude nicht macht, es wäre mir auch egal gewesen, wenn sie Klose, Ballack, Lahm, Schweinsteiger oder sonstwer gemacht hätte. Leider fand sich keiner von den Herrschaften in den weißen Laibchen, der sich dafür bereit erklärt hätte. Denn auch die Norweger wussten, wie man die Deutschen kaltstellen kann: widerliche Daueroffensive und immer mit 2 Mann auf den Gegenspieler. So wurde es von Anfang an der Zahn gezogen und ließ uns nicht richtig ins Spiel kommen.
Ich hasse es, wenn mein Vater – mit dem ich ja wieder das Spiel anschaute – Recht hat: “Pass auf, wenn es so weiter geht, schießen die Anderen das Tor eher als wir!” Ich hasse es wirklich. Unsere Abwehr war ein Hühnerhaufen, als eine gut getimte Hereingabe einen Spieler in Rot erreichte. Rene Adler ohne Chance, gnadenlos zeigte von nun an die Anzeigetafel in der LTU-Arena ein 0:1. Ganz und gar unpoetisch: schöne Scheiße. Oder vielmehr eine sehr Unschöne.
Und wie das nunmal so ist, wenn du ohnehin nicht deinen besten Tag hast und du dann auch noch auf dem falschen Fuß erwischt wirst, siehts schlecht aus. Ich habe seit der WM 2006 nicht nur gute Spiele von meinen Jungs gesehen, auch ein paar richtig schlechte und das eine oder andere demütigende Scheißspiel (gegen Tschechien und England beispielsweise), und ich weiß, das sie nach einem Rückstand nicht immer zurückkommen können.
Wie schon Andreas Brehme, Weltmeister von 1990 erkannte: Haste Scheiße am Fuß, haste Scheiße am Fuß. Gut, das es nur ein Testspiel war, aber unendlich peinlich war es trotzdem. So blöd das Länderspiel-Jahr 2008 geendet hatte, so blöd begann das Jahr 2009. Nun müssen die Jungs aufpassen, den Bonus, den sie seit der WM 2006 aufgebaut haben, innerhalb eines halben Jahres nicht wieder zu verspielen. Ende März findet hier in Leipzig das WM-Qualifikationsspiel gegen Liechtenstein statt – eine leicht ironische Vorstellung, das dieses Spiel mit der Leistung gegen Norwegen doch noch spannend werden könnte. Wer erinnert sich dann schon noch an das souveräne 6:0 im Hinspiel.
33 Jahre, gebürtig aus Leipzig, seit 2010 wohnhaft in Stuttgart – Bad Cannstatt. Dauerkartenbesitzerin, Mitglied, ehemalige (Fast-)Allesfahrerin und Fotografin für vfb-bilder.de. Aus Liebe zum VfB Stuttgart berichte ich hier von meinen Erlebnissen – im Stadion und Abseits davon.
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