Es sah lange nicht danach aus, als würden unsere Jungs in Halbzeit 2 etwas besseres zustande bekommen als ein müdes 0:0 gegen Belgien zum Testspiel in Nürnberg. Und ich bin froh, das es dann doch ein wenig anders kam. Nach der EM ist ja bekanntlich vor der WM und so fand gestern das erste und einzige Testspiel vor Beginn der WM-Qualifikation statt.

Des weiteren scheint es in den letzten Jahren im Trend gewesen zu sein, zu Eröffnungsspielen nach der langen Sommerpause dem Gegner mindestens 2 Tore einzuschenken: 2006 ein 3:0 gegen Schweden, 2007 ein 2:1 gegen England, beides super Spiele mit guter Stimmung (um nicht zu sagen, das England sensationell war, auch wenn ich leider nicht dabei war). Ganz so berauschend war dieser Test gegen Belgien zwar nicht, aber es reichte zum verdienten Sieg. Der Kommenatator hatte recht: es wurde mehr Fußball gearbeitet als Fußball gespielt.

Das erste Highlight des Abends war kein erfreuliches, und es hatte nichts mit einem Gegentreffer zu tun – oder Sekunde, im wörtlichen Sinne schon. Beim Herauslaufen trat der belgische Torwart nahezu martialisch den heranstürmenden Poldi mit einem Kung-Fu-Tritt zu Boden (es erinnerte an Tim Wieses Tritt gegen Ivica Olic, vielleicht ein kleiner Gruß des belgischen Keepers an Wiese, der erstmals auf der deutschen Bank saß), folgerichtig hätte es sofort Dunkelrot geben müssen. Ernüchterung und Empörung bei den deutschen Spielern und deren Fans: der Schiedsrichter zückte noch nicht einmal hellgelb. Schwer gezeichnet von dieser unschönen Begegnung wird Poldi nun einige Wochen unansehnliche Kratzer und Stollenabdrücke am Bauch haben. Dieser Keeper dürfte mir jedenfalls nicht im Dunkeln begegnen.

Viel möchte ich nicht zum Spiel schreiben, zumal ich ja nicht live in Nürnberg war. Einige wenige Highlights von A wie Attacke bis Z wie Zaubertor bot dieser Abend dann aber doch noch. Mit einem 0:0 und einigen Pfiffen ging es in die Kabine, die Ansprache von Jogi Löw scheint gefruchtet zu haben. Nach einigen munteren Wechseln schritt auch die zweite Halbzeit fort, in der wir noch einige Tore sehen wollten.

Wenn er sich im Nationaltrikot in diesem Sommer nicht allseits beliebt gemacht hatte, er holte zumindest den Elfmeter raus: Mario Gomez wurde im Strafraum gehalten. Folgerichtig trat Schweini ein und verwandelte eiskalt. Sanfte und wohlige Erleichterung breitete sich aus, in mir, in den nach Nürnberg gereisten deutschen Fans und natürlich bei den Spielern selbst. Es war nicht das erste Mal, das das erste Tor in einer Partie unnatürlich lange gebraucht hatte, um zu fallen, und es dann doch Schlag auf Schlag ging (wie letzten Sommer gegen San Marino).

Es war interessant zu beobachten, dass sich die Belgier trotz des Rückstands nicht aufgegeben haben, immer wieder kamen sie nach vorn, die Offensivbemühungen wurden zumeist im Keim erstickt – was aber nicht heißt, das es den Deutschen besser gelang, durch die vielbeinige belgische Abwehr zu kommen.

Das 2:0 und das Sahnehäubchen des Abends verdanken wir einem kleinen Zauberlehrling, von dem wir uns jetzt – 2 Monate nach der EM – gewünscht hätten, er wäre mit dabei gewesen: Marko Marin. Vor der EM in aller Munde, gestern sein zweites Länderspiel nach Weißrussland (wo er auch schon auf sich aufmerksam machte mit schnellem Spiel) und nun sein erstes Tor. Nur Mario Gomez war schneller: Erstes Spiel gegen die Schweiz und zugleich sein erstes Tor. Wo unsere Spieler lange scheiterten, fand der Kleine eine winzige Lücke und schlenzte wunderschön den Ball ins Tor – wie sehr ich mich für ihn gefreut habe. Und ich war nicht allein.

Eine Sache muss ich natürlich mit ansprechen: ebenso freute ich mich für Serdar Tasci vom VfB, der es nach seiner kurzfristigen verletzungsbedingten Absage vorm England-Spiel endlich in ein Spiel der A-Nationalmannschaft schaffte. Ein Debüt, was sich sehen lassen kann: hinten die Null, Sicherheit, Stabilität und schneller Pass nach vorne – was will man mehr. 3 Stuttgarter auf dem Feld (Mario Gomez, Thomas Hitzlsperger und eben Serdar Tasci), nur Bayern stellt mehr (Philipp Lahm, Schweini, Poldi, Marcell Jansen) – da geht einem das Herz auf.

Soviel zum Testspiel gegen Belgien. Jetzt sind die Augen gerichtet auf die Bundesliga, den UEFA-Cup und natürlich das nächste Länderspiel am 06.09.2008 in Vaduz gegen Liechtenstein. Bin ich FROH, das der Fußball wieder regen Anteil an meinem Leben nimmt – oder umgekehrt. So oder so, ich genieße es in vollen Zügen.

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