Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Ich hab mir das Testspiel zwischen Deutschland und Dänemark irgendwiiiieeeee anders vorgestellt. Ich hatte gedacht, wir tragen einen Sieg davon. Zum ersten Mal seit dem 4. Juli 2006 schmecke ich das bittere Blut der Niederlage. Und ja, ich übertreibe maßlos.
Bollwerk Marcel Jansen und Debütant Robert Enke
Dieses Länderspiel wurde schon längst als Debütantenball gehandelt. Aber das unsere B-Elf mit 6 Neulingen (Enke, Castro, Hilbert, Rolfes, Kießling und Helmes) und anderen sehr unerfahrenen Nationalspielern (z.B. Schlaudraff, Madlung, Trochowski und Fritz) gegen Dänemark verlieren würde bei einer wohl doch eher dürftigen Vorstellung, das hatte ich weder erwartet, gedacht, befürchtet oder gehofft. Als Deutschlandfan aus Leidenschaft wünscht man sich den Sieg immer für die eigne Mannschaft.
Das Spiel selbst konnte ich nur zur Hälfte und dann auch nur nebenbei verfolgen. Ein Weiberabend, den ich weder verschieben noch wirklich absagen konnte und wollte, kam dazwischen. Da muss man entscheiden: Weiberabend… oder doch lieber das Männergen für Fußball-Begeisterung ausleben. Die erste Halbzeit verfolgte ich gegen Ende des Weiberabends am Mittwoch nur lautlos. Für Lacher sorgte der Rasensprenger, der etwa in der 11. Minute oder so wie von Geisterhand ansprang.
Kalte Dusche gefällig? Wasser marsch!
Die zeite Halbzeit konnte ich nicht mehr sehen, es wäre zu spät geworden. Ich wurde noch heimgefahren von der Gastgeberin. Als ich wiederkam, lief das Spiel noch – und zwar in der 85. Minute. Ein Blick auf den Stand ließ mich schwache Knöchel bekommen: 0:1. Aber nicht für den Gegner aus dem Norden. Sondern für uns. Ich traute meinen Augen nicht.
Es war wirklich wahr. Es zeichnete sich tatsächlich ab, die erste Niederlage unter Joachim “Jogi” Löws Tätigkeit als unser geliebter Nationaltrainer. Gegen Ende des Spiels gab es noch ein paar heiße Chancen, der frisch eingewechselte Helmes (der momentan sogar nur zweite Bundesliga spielt – ein Unding!) sorgte für frischen Wind und machte die 11 Minuten, die er nur auf dem Platz stand, auf sich aufmerksam. Ihn werden wir noch öfter sehen. Und ich freu mich drauf.
Das Gegentor von Dänemark
Ich habe nur 2 Stammkräfte auf dem Platz gesehen: Marcel Jansen, der am Samstag gegen Tschechien ein RIESENspiel abgeliefert hat und der relativ neue Clemens Fritz. Alle anderen sind entweder komplett neu gewesen, eben Debütanten auf dem Debütantenball, oder nur unerfahren und man hat sie bisher in nur wenigen Spielen gesehen. Kevin Kuranyi wage ich jetzt nicht einzusortieren. Der ist ein routinierter Nationalspieler. Aber auch erst WIEDER seit Neustem, gegen die Schweiz (Februar 2007) spielte er erstmals wieder seit seiner Nichtnominierung zur Weltmeisterschaft 2006. Er ist weder ein neuer Hüpfer, noch ein alter Hase. Aber das ist an der Stelle egal – seine Leistung war nur unbefriedigend.
Wasser marsch in der 11. Minute
Nach dem Spiel setzte es viele Pfiffe gegen unsere Jungs, die mit einem Altersdurchschnitt von 24,4 Jahren auf dem Rasenihre “Ehrenrunde” drehten. Schade eigentlich, ich hätte sie keinesfalls ausgepfiffen. Bereits im Vorfeld des Spieles gab es viel Kritik am Deutschen Fußballbund (DFB). Fans, die ihre teuren Karten schon vor Wochen und Monaten für teures Geld erstanden (ca. 60 Euro), wurden enttäuscht mit der Tatsache, das sie ihre WM-Helden nicht sehen können (es sei denn, man saß auf der Tribüne neben Miro Klose und Tim Borowski, die sich das Spiel mal aus der Fan-Perspektive ansahen). Der DFB milderte die Kritik mit dem Versprechen, jeder bekommt eine Ticketoption für ein EM-(Quali?)-Spiel und ein Fanset mit Mütze und Schal. Aber die Niederlage hat diese kleine Wiedergutmachung wieder ein wenig verblassen lassen. Ich würde mich auch blöd fühlen, wenn ich monatelang auf ein Spiel hinfiebere und dann so etwas bekomme.
Ich stehe nach wievor hinter den Jungs, kein Ding. Aber die Niederlage hätte echt nicht sein müssen. Chance für neue Spieler finde ich voll in Ordnung, Jugend forscht ist gut. Aber bitte bitte bitte Jogi, nicht wieder die komplette Mannschaft aus Neulingen zusammenbasteln! Du hast ja gesehen, was passiert. Hätte nicht sein müssen, ehrlich.
Debütant überzeugt: Patrick Helmes
Und jetzt ist erstmal Durststrecke. Für die nächsten 66 Tage, wenn ich mich nicht verzählt habe. Dann gehts wieder ran mit der EM-Qualifikation. Gegen San Marino. Das wird aber wirklich ein Spaß. Torparty wie einst im September 2006, nur diesmal vor heimischer Kulisse. Das wird geil.
Nicht traurig sein, Jungs. Ihr habt gut gekämpft. Und ich stehe hinter euch. Da kann gar nix passieren. Die EM-Quali habt ihr doch schon fast durch. Und am 12. September werde ich mit euch im Stadion sein. Dann feier ich mit euch, dem zukünfigten Europameister 2008. Ich liebe euch, Jungs!
33 Jahre, gebürtig aus Leipzig, seit 2010 wohnhaft in Stuttgart – Bad Cannstatt. Dauerkartenbesitzerin, Mitglied, ehemalige (Fast-)Allesfahrerin und Fotografin für vfb-bilder.de. Aus Liebe zum VfB Stuttgart berichte ich hier von meinen Erlebnissen – im Stadion und Abseits davon.
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